The Project Gutenberg EBook of Das Maedchen aus der Feenwelt, by Ferdinand Raimund Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Das Maedchen aus der Feenwelt Author: Ferdinand Raimund Release Date: October, 2004 [EBook #6643] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 9, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DAS MAEDCHEN AUS DER FEENWELT *** Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient German books in London. This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Das Maedchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionaer Ferdinand Raimund Romantisches Original-Zaubermaerchen mit Gesang in drei Aufzuegen Personen: Lakrimosa, eine maechtige Fee, verbannt auf ihr Wolkenschloss Antimonia, die Fee der Widerwaertigkeit Borax, ihr Sohn Bustorius, Zauberer aus Warasdin Ajaxerle, Lakrimosens Vetter und Magier aus Donau-Eschingen Zenobius, Haushofmeister und Vertrauter der Fee Lakrimosa Selima und Zulma, Feen aus der Tuerkei Lira, die Nymphe von Karlsbad Ein Triton und Zwei Furien, Tonkuenstler Ein Diener der Fee Lakrimosa Ein Fiaker Ein Bedienter des Bustorius Ein Genius als Laternbube Der Morgen, der Abend, die Nacht, der Bloedsinn, die Traegheit und mehrere andere allegorische Personen. Zauberer. Feen. Vier Genien Die Zufriedenheit Die Jugend Das hohe Alter Illi, Briefbote im Geisterreiche Ein Satyr Amor Hymen Ein Genius der Nacht Ein Genius an der Quelle der Zufriedenheit Geister der Nacht. Sechs Pagen und sechs Maedchen Der Neid und Der Hass, Milchbrueder Tophan, Kammerdiener des Hasses Nigowitz, ein dienstbarer Geist des Hasses Eine geistige Wache Ein Papagei Neun Geister als Waechter des Zauberringes. Genien, Geister, Furien und Diener des Hasses Fortunatus Wurzel, ehmals Waldbauer, jetzt Millionaer Lottchen, seine Ziehtochter Lorenz, ehmals Kuhhirt bei Wurzel, jetzt sein erster Kammerdiener Habakuk, Bedienter Karl Schilf, ein armer Fischer Musensohn, Schmeichelfeld und Afterling, Wurzels Zechbrueder Ein Schlosser Ein Tischler Mehrere Bediente bei Wurzel. Gesellen. Volk Die Handlung beginnt am Morgen des ersten Tages und endigt am Abende des zweiten. Spielt teils im Feenreiche, teils auf der Erde. Erster Aufzug Erster Auftritt Grosser Feensaal, mit magischen Lampen von verschiedenen Farben hell beleuchtet, welche, auf Kandelabern angebracht, die Kulissen zieren. Im Hintergrunde die Oeffnung eines grossen Bogentores, welches durch einen schalartigen, mit Gold verbraemten Vorhang verdeckt ist. In der Mitte des Theaters spielen zwei Furien, ein Triton und der kleine Borax ein Quartett von zwei Violinen, Viola und Violoncello. Die Stimmen des Quartetts wechseln mit Solo. Die Instrumente sind von Gold, die Pulte ideal. Im Kreise sitzen: Bustorius, Zenobius, Antimonia, Selima, Zulma, Lira, der Morgen, die Nacht, der Abend, der Bloedsinn und mehrere andere allegorische Personen, Zauberer und Feen, die von Zeit zu Zeit von vier Genien, welche als gefluegelte Livreebediente gekleidet sind, auf silbernen Tassen mit Konfekturen bedienet werden. Das Ganze wird von folgendem Chor begleitet. Chor. Welch ein herrliches Konzert, Wo sich hoch die Kunst bewaehrt. Was ist Amphions Geklimper? Selbst Apollo ist ein Stuemper, Wenn man solche Kuenstler hoert. Bravo! Bravo! O vortrefflich! Bravo! Bravo! (Verhallend.) Bravo--Bravo-- (Allgemeiner Applaus.--Alles erhebt sich von den Sitzen, die Spielenden legen ihre Instrumente weg und verneigen sich). Zenobius. Bravissimo, meine Herren! das haben Sie gut gemacht, (zu dem Triton) besonders Sie. Bustorius (tritt vor, einen Csakan in der Hand, im ungarischen Dialekt). Isten utzek! ist das schoenes Quartett, von wem ist das komponiert? Zenobius. Das Adagio ist von einem Delphin. Bustorius. Und das Furioso? Zenobius. Von einer Furie. Bustorius. Das ist schoen, Furie kann am besten machen Furioso. Borax. Aber Mama, mich loben s' gar nicht. Antimonia. Sei nur still! Bustorius. Das kleine Buebel greift aber manchmal ein bissel falsch. Antimonia (die waehrenddem ihrem Sohn immer den Schweiss von der Stirne gewischt hat). Mein Herr! das koennte mich beleidigen. Er ist der erste Violinspieler im ganzen Feenreich, er hat einen englischen Meister, der fuer jede Lektion zweihundert Schillinge bekommt. Zenobius. Ganz gut, aber ueberlassen Sie sein Lob andern Leuten. Antimonia. Wer kann ihn unparteiischer beurteilen als ich, seine Mutter? (Eitel.) Obwohl mirs, meiner Jugend und meiner Reize wegen, niemand ansieht, dass ich seine Mutter bin. Bustorius. Nein, haett ich Ihnen fuer seine Grossmutter gehalten. Antimonia. O Sie einfaeltiger Zauberer! (Borax weint laut.) Pfui! mein Boraxi, musst nicht weinen. Hoerst! musst gar nicht aufmerken auf die abscheuligen Leute da. Borax. (weinerlich). Freilich, was liegt denn mir an den Leuten, die koennen alle weniger als ich. Antimonia. Ja mein Bubi, so ists recht! Jetzt bist brav! Zenobius (lachend). Bravissimo! Bustorius (lachend). Das ist gute Erziehung. Buben tut sie schoen, und Meister gibt sie Schilling. Antimonia. Beleidigen Sie mich nicht laenger, oder ich verlasse die Gesellschaft -- (Will fort.) Zenobius. Bleiben Sie. Hat Lakrimosa Sie darum zu sich gebeten, um zu streiten? Sie wird den Augenblick erscheinen, sie empfaengt nur ihren Vetter, den sie aus Donau-Eschingen erwartet hat und der wie Sie alle im Hexengasthof abgestiegen ist, weil im Palast hier niemand wohnen darf. Antimonia. Gut, aus Hoeflichkeit will ich bleiben, aber schweigen kann ich nicht, durchaus nicht! Bustorius. Das ist liebenswuerdige Frau, wenn ich einmal heirate, nimm ich keine andere, aber sie auch nicht. Zweiter Auftritt Ein Feendiener. Vorige. Diener. Die Fee. Bustorius. Sie sieht noch gut aus vom weiten. Zenobius. Das Schicksal hat sie mit ewiger Jugend beschenkt, darum hat der Gram ihre Reize geschont. Dritter Auftritt Lakrimosa erscheint mit betruebter, aber doch hoeflicher Miene. Ajaxerle im schwaebischen gestreiften Zauberhabit. Er ist sehr geschaeftiger, gutmuetiger Natur. Trippelt gerne herum und sagt alles mit dummlachender Miene, als freute ihn alles, was er spricht. Vorige. Alle. Vivat die Hausfrau! Lakrimosa. Es freut mich, meine werten Gaeste, wenn Sie sich gut unterhalten haben. Alle. Vortrefflich! Lakrimosa. Hier stell ich Ihnen meinen geliebten Vetter vor, Magier aus Schwabenland. Ajaxerle (im schwaebischen Dialekte). Freut mich, Sie allerseits kennenzulernen. Alle. Freut uns! Bustorius. Was Teuxel! das ist ja der Ajaxerle? Ajaxerle. Der Tausend, wie kommen denn Sie daher? ah Herrjegerle, das freut mich! (Umarmt ihn.) Lakrimosa. Kennen sich die Herren? Ajaxerle. Das glaub ich. Wo haben wir denn nur geschwind Freundschaft geschlossen? Bustorius. Wissen Sie nicht? Auf dem letzten Geisterdiner in Temeswar. Ajaxerle. Richtig! wo Sie mir die Bouteille Wein an den Kopf geworfe habe, da hab ich die Ehr gehabt, Sie kennezulerne. Lakrimosa (tritt zwischen beide). Genug, meine Herren, diese schoenen Erinnerungen ein andersmal. An mir ist die Reihe. (Ueberblickt alle mit Wohlgefallen, dann spricht sie mit Gefuehl.) Ja, es ist keines ausgeblieben, alle sind sie hier, die mein Schmerz zu sich bitten liess. Tuerkische, boehmische und ungarische Wolken haben sie zu mir getragen. (Jedem die Hand reichend.) Mein Bustorius aus Warasdin, meine Freundin, die Nymphe von Karlsbad, sogar Selima und Zulma, die Feen von der tuerkischen Grenze. Du stille Nacht, an deren Busen ich so oft mein sinnend Haupt gelegt. Der Morgen und der Abend. Bloedsinn und Faulheit et cetera, et cetera, alle, alle sind sie hier. Bustorius. Ist das Freude, sind wir alle da! Lakrimosa. Und nun hoeren Sie die Ursache, warum ich Sie auffordern liess, ihre Wolkenschloesser zu verlassen und mir in meiner bedraengten Lage Beistand zu leisten. Alle. Erzaehlen Sie. (Alle setzen sich.) Lakrimosa. Es sind nun volle achtzehn Jahre, als ich an einem heitern Juliustage auf einem Sonnenstrahl nach der Erde fuhr und mich in Blitzesschnelle in einem angenehmen Tal befand. Vor mir stand ein junger blonder Mann, sein edler Anstand und sein gemuetliches Auge buergten fuer die Aufrichtigkeit seines Herzens. Ihn zu sehen und zu lieben war das Werk eines Augenblicks. Es war der Direktor einer reisenden Seiltaenzergesellschaft, die in diesem einsamen Orte halt machte und nicht mehr weiterziehen wollte, bis die fuer zweihundert Gulden rueckstaendige Gage augenblicklich gesichert waere. Mein Entschluss war gefasst: er mein Gemahl oder keiner-- ich zauberte ihm schnell einen Beutel Louisdors in die Tasche und flog, in eine girrende Taube verwandelt, in mein Reich zurueck. Mein Freund Zenobius sah mich kommen. Erinnerst du dich noch? Zenobius. Ja, es war an einem Mittwoch, und den Tag vorher haben wir Holz bekommen. Lakrimosa. Ihm uebergab ich geschwinde die Schluessel meines Palastes, und um schneller die Erde zu erreichen, verwandelte ich mich in einen Pfeil, und Zenobius schoss ihn in das Dach des Wirtshauses, welches mein Geliebter indessen bezogen hatte. Ich stieg als reisende Schauspielerin darin ab, und, um kurz zu sein, er sah mich, liebte mich, ward mein Gemahl. Doch nach zwei gluecklichen Jahren--wer hilft mir die Erinnerung dieses Schmerzes ertragen?--stuerzte er vom Seil, das er von einem Kirchturm zum andern gespannt hatte, und verhauchte seinen stolzen Geist. (Sie weint.) (Alle weinen mit.) Ajaxerle. Ja das Seiltanzen, ich habs auch einmal probiert, aber ich versichere Sie, ich bin recht auf den Kopf gfalle. Bustorius. Das hab ich schon lang bemerkt, hab ich nur nicht gleich sagen wollen. Lakrimosa. Von tiefer Trauer erschuettert, nahm ich mein Kind, ein Maedchen von zwei Jahren, und kehrte mit ihr ins Feenreich zurueck. Bezahlte schnell die Schulden, die mein treuer Zenobius indessen auf meinen Namen gemacht hatte, und nachdem mein Schmerz vertobt war, erbaute ich meiner Tochter einen Brillantenpalast, liess sie in dem hoechsten Reichtum erziehen und schwur, ihre Hand nur dem Sohne der Feenkoenigin selbst zu geben. Kaum hatte ich diesen unseligen Schwur getan, so krachten die Saeulen meines Palastes, und vor mir stand die Koenigin der Geister. Buesse deine Frechheit, sprach sie, uebermuetiges Weib. Einem Sterblichen hast du dich vermaehlt, und deines Kindes Herz willst du durch Glanz vergiften? So hoere meinen Ausspruch: Entrissen sei dir auf Erden deine Feenmacht, so lange, bis die Bescheidenheit deiner Tochter deinen Uebermut mit mir versoehnt. In brillantene Wiegen hast du sie gelegt, darum sei Armut ihr Los, und des Reichtums Glanz werde ihr zum Fluch. Meinem Sohne hast du sie bestimmt, dem Sohn des aermsten Bauers werde sie angetraut. Auf die Erde setze du sie aus, dem Irdischen gehoert sie an, dann kehrst du zurueck in dein Wolkenhaus, und nur die Tugend deiner Tochter kann dich daraus erloesen. Wird sie allen Reichtum hassen und vor ihrem achtzehnten Jahre mit einem armen Manne, der ihre erste Liebe sein muss, sich verbinden, so ist dein Bann geloest, du darfst sie wiedersehen und in maessigen Wohlstand sie versetzen. Erfuellt sie bis zu ihrem achtzehnten Fruehling diese Bestimmung nicht, ist sie fuer dich verloren. Bescheidenheit heisse ihr Glueck, denn sie ist nur eine Tochter der Erde. Sie verschwand. Bustorius (nach einer Pause). Erdoek! ist das schoene Geschichte! Ajaxerle. Ja! So traurig und so lang auch noch, das ist das Schoene. Lakrimosa. Ich sank mit meinem Kinde auf die Erde nieder, in einem duestern Wald, und in der Gestalt eines alten Weibes pochte ich an eine niedre, aber reinliche Huette. Ein lustiger treuherziger Bauer, ihr einziger Bewohner, sprang heraus, er hiess Fortunatus Wurzel. Ich sank zu seinen Fuessen und beschwor ihn, er moechte sich des armen Kindes erbarmen, sie gut und fromm erziehen, sie nie aus dem Walde lassen und mit siebzehn Jahren an einen armen Jungen, den sie liebgewinnt, verheuraten. Wird er dies befolgen, soll er mich am Tag der Heirat wiedersehen, und ich werde ihn reichlich belohnen. Wer ich sei, duerfte ich ihm nicht sagen. Er schwur, meine Bitte zu erfuellen, und eilte mit dem Kind in die Huette. Langsam und trauernd schwang ich mich auf, Traenen entstuerzten meinen Augen, wurden zu kostbaren Perlen und fielen nieder auf das Strohdach seiner Huette. (Nach einer Pause seufzend.) Ob er sie gefunden, weiss ich nicht. Bustorius (gleichgueltig). Weiss ich auch nicht. (Will aufstehen.) Lakrimosa. Jetzt kommt das Wichtigste. Bustorius. Also noch nicht aus? Bravo! (Setzt sich wieder nieder.) Lakrimosa. Vierzehn Jahre hat er sein Wort treu gehalten, doch ueber ein Jahr lebe ich schon in qualvoller Angst. Die missguenstigen Gesinnungen meiner Dienerschaft verschafften dem Neid Eintritt in mein Exil, und dieser maechtige Fuerst der Galle verliebte sich in mich und warb um meine Hand, doch da er von jeher aus meinem Herzen verbannt war, wies ich ihn mit Verachtung ab. Um sich nun dafuer zu raechen, schwur er, mich durch meine Tochter zu verderben, und liess den Bauer einen grossen Schatz finden. Im Besitze dieses Reichtums ist dieser nun seit zwei Jahren wie ausgewechselt, wohnt in der Stadt, lebt auf dem groessten Fuss, ergibt sich dem Trunke, misshandelt meine Tochter und will sie zwingen, einen reichen Freier zu waehlen, waehrend ihr Herz an einem armen Fischer haengt. Morgen um Mitternacht zaehlt sie achtzehn Fruehlinge, und wenn sie bis dahin nicht die Braut des Fischers ist, ist sie fuer ihre Mutter verloren. Ich muss hier muessig bleiben und darf sie nicht beschuetzen. Alle Geister in der Naehe der Feenkoenigin habe ich seit zwei Jahren vergebens um Huelfe angefleht, darum habe ich in meiner hoechsten Not nun Sie versammeln lassen, und wenn Sie nicht alles aufbieten, mein Kind zu retten, so bin ich die ungluecklichste Fee, die je einen Zauberstab geschwungen hat. Alle (springen auf). Pereat der Neid! Pereat der Bauer! Zenobius. Lakrimosa soll leben! Alle. Hurra! Bustorius. Kommen Sie, Frau, sein Sie nicht traurig. Waren Sie zwar stolzes Weibsbild, aber sein Sie bestraft, sein Sie doch gute Person, haben Sie Ihr Kind gern, das gfallt mir. Geben Sie mir Bussel. (Nimmt sie beim Kopf und kuesst sie.) Nit wahr, meine Freunde, wollen wir ihr alle helfen? Alle. Alle! Alle! Bustorius. Was wollen Sie mehr, sein das nicht rare Geister? Verlassen Sie sich auf ungarischen Zauberer. Was Ungar verspricht, das halt er. Hat er festes Blut in sich wie Eisenbad in Mehadia. Wir wollen schon einheizen den vertrackten Purzel oder Wurzel, wie der Kerl heisst. Ajaxerle. Ja, das wollen wir, und ich will die ganze Sache dirigieren. Jetzt lauf ich gleich ins Wirtshaus und lass mir was immer fuer a Vieherle sattle und reit in die Stadt hinunter und werd alles auskundschafte, und ausser der Stadt draussen steht ein verrufenes Bergle, das heisst der Geisterscheckel, da kommen wir in zwei Stunden in dem alten Schloss oben alle zusammen und machen den ganzen Plan aus, und die Nacht da (auf die Nacht zeigend), die muss vor uns herfliegen, damit die Sach kein Aufsehen macht, und heut abend muesse Sie schon Ihr Toechterle habe, und wenn sie auf den Blocksbergle vermaehlt werde soll. Alle. Ja, heute noch, Hurra! Lakrimosa. So sind Sie, wie ich Sie haben wollte, jetzt ist mein Mutterherz getroestet. Ich verlasse mich ganz auf Sie. (Im Konversationstone.) Darf ich Ihnen gschwind noch mit ein Glaserl Punsch aufwarten? Bustorius. Was Ponsch? Nichts Ponsch, ist schon Tag. Lassen Sie Wagen vorfahren. Wo ist mein Fiaker 243? Zenobius. Die Waegen herbei. Die Maentel! Es ist ja noch stockfinster in den Wolken, es muss ein Wetter am Himmel sein. (Alles bricht auf, nimmt die Maentel um. Der mittlere Vorhang geht auf, man sieht in eine Wolkenstrasse. In der Ferne sind die beleuchteten Fenster einiger Feenschloesser zu sehen. Die Wolkenwagen fahren vor und gerade in die Kulisse ab, nicht durch die Luft. Zwei Diener mit Fackeln leuchten.) Ein Feendiener (ruft). Fiaker 243, vorfahren! Fiaker (schreit). Ja! (Faehrt vor.) (Bustorius steigt ein, sein) Diener (springt hinten auf und ruft). Nach Haus! (Ein anderer Wagen mit zwei Laternen folgt. Antimonia steigt ein und faehrt fort. Zuletzt erscheint eine Wurst, mehrere Zauberer und Feen setzen sich auf und fahren fort.) Lakrimosa (nachrufend). Kommen S' gut nach Haus! Vergessen S' nicht auf mich! Sie Herr Vetter, ich lass Ihnen einspannen und in den Gasthof fuehren. Ajaxerle. Ei bewahr! ich hab ja mein Laternbueble da. (Ruft.) He, rufts ihn doch! Feendiener. He, Laternbub! Ein kleiner Genius (mit einer Laterne springt herein). Hier, Euer Gnaden! Ajaxerle. Voraus, Spitzbueble! Genius (ihn nachaeffend). Voraus, Spitzbueble! (Unter allgemeinem Laerm und Empfehlungen: Kommen Sie gut nach Haus! usw. faellt der Vorhang vor.) Vierter Auftritt Verwandlung Nobles Gemach in Fortunatus Wurzels Haus, an der Seite ein bronzierter Kleiderschrank. Rechts ein Fenster neben dem Schlafgemach Wurzels. Auf der entgegengesetzten Seite der Eingang. Lorenz mit zwei Bedienten. Habakuk. Lorenz laeuft zum Fenster und sieht hinaus. Stimme von unten. Herr Lorenz, der Wein ist da. Gehts einer herunter! Lorenz (ruft hinab). Gleich, gleich, nur nicht so schreien, da ist den Herrn sein Schlafzimmer! (Zu den Bedienten.) Gehts hinunter zun Wagen, der echte Champagner ist kommen. Tragts die Flaschen in Saal hinauf. Morgen ist Punschgesellschaft, da muss er austrunken werden, aller, sonst wird er hin, er halt sich nur ein paar Tage. (Zwei Bediente gehen ab. Zum dritten.) Und du nimmst ein zehn Flaschen weg und stellst mir s' auf die Seite, ich brauch s' fuer eine arme Familie, die gern trinkt. Habakuk. Schon recht, Mussi Lorenz. (Geht ab.) Lorenz (allein). Was man alles zu tun hat, wenn man erster Kammerdiener in ein Haus ist! Wie ich noch Halter bei ihm war, hab ich lang nicht so viel zu tun ghabt als jetzt. Ja, wenn wir auch von Land sein, deswegen sind wir doch nicht auf den Kopf gfallen. Wie ich Bedienter worden bin, hab ich nicht gwusst, warum die Schneider so grosse Saeck in die Livreen machen, jetzt weiss ichs schon: weil die Bedienten von ihre Herrschaften so viel einstecken muessen. (Sieht durchs Schluesselloch.) Mir scheint, er steht schon auf. Das war wieder ein Spektakel heut nacht, mit ihm und seine guten Freund. Bis um drei haben s' trunken und gsungen, ueber achtzig Glaeser zusammgschlagen, und so gehts alle Wochen viermal. Mich wundert nur, dass ers aushalt--Und seine guten Freund halten ihn fuer ein Narren, sie sagen, er waer der gscheideste Mensch von ganz Mamelukien oder wie das Land heisst. Jetzt will er gar ein heimlicher Gelehrter werden, und ich hab schon was wispern ghoert, ein Philosoph auch noch. Ein Bauer, es ist schrecklich! und er lasst nicht nach, auf die Wochen gehts schon los, da lernt er 's Lesen, und aufs Jahr schreiben, und da hat er recht. Wenn ein dummer Mensch nur wenigstens schreibt, so kann er sichs doch selber zuschreiben, dass er nichts glernt hat. Da kommt die Lottel, die daerf ich gar nimmer zu ihm lassen, wenn die den Fischerkarl nicht lasst, das wird noch eine schoene Metten absetzen. Fuenfter Auftritt Lottchen. Voriger. Lottchen (einfach gekleidet). Guten Morgen, lieber Lorenz! Ist mein Vater schon auf? Lorenz (sich ein Ansehen gebend). Guten Morgen, Fraeulein Lottel! Lottchen. Wieviel hundertmal hab ich dich schon gebeten, du sollst bloss Lottchen zu mir sagen. Ich bin nur ein armes Landmaedchen. Lorenz. Was sind Sie? ein armes Landmaedchen? das bringt ja einen Tannenbaum um. Sie sind ja eine Millionistin. Lottchen. Ich will aber keine sein, denn der Schatz, den der Vater gefunden, hat Unglueck ueber unser ganzes Haus gebracht. Ach, wo ist die schoene Zeit, wo der Vater so gut mit mir war, wo ich taeglich meinen Karl sehen durfte, wo noch Schwalben unter unserm Dache nisteten, und keine so hungrigen Raben wie jetzt die falschen Freunde meines Vaters! Ach, wo bist du, glueckliche Zeit? Lorenz. Ja, es kann halt nicht immer so bleiben, hier unter den waechsernen Mond! Lottchen. Wo seid ihr, ihr Nachtigallen im gruenen Wald, ihr wirbelnden Lerchen, ihr funkelnden Kaefer? ach! das ist alles vorueber, jetzt kommen keine Schwalben, keine Lerchen, keine Kaefer, und mein Karl kommt auch nicht mehr. Lorenz. Und das waer Ihnen halt der liebste Kaefer. Den haben wir aber die Fluegel gestutzt. Lottchen. Nein, noch heute will ich meinem Vater zu Fuessen fallen und ihn bitten, das unglueckliche Gold von sich zu werfen, seit dessen Besitz sich seines Herzens ein so boeser Geist bemaechtigt hat. Ich will gleich zu ihm. (Will gehen.) Lorenz (tritt vor die Tuer). Fraeulein Lottel, tun Sie das nicht. Ich darf Ihnen nicht hineinlassen. Lottchen. Warum nicht? Lorenz. Der Herr Vater ist krank. Lottchen (erschrickt). Krank? mein Vater krank? Himmel, und bedeutend? Lorenz. Ja! Lottchen. Ist das wahr? Lorenz. Wollen Sies nicht glauben?-- Sechster Auftritt Habakuk mit einer grossen Tasse, worauf eine grosse Gans liegt, ein Teller voll Backerei und eine grosse Flasche Wein steht, tritt seitwaerts ein, bleibt an der Tuer stehen, an der andern Tuer steht Lorenz, in der Mitte, einen Schritt zurueck, Lottchen. Habakuk. Den Herrn sein Fruehstueck! Lorenz. Nur hinein damit. (Deutet aufs Schlafzimmer. Habakuk traegt es hinein. Lorenz zu Lottchen.) Jetzt haben Sies selbst gesehen, dass er mediziniert. (Geht verlegen vor.) Lottchen (beleidigt und erstaunt, stellt sich vor ihn). Lorenz! also mein Vater ist krank? Lorenz. Nu, schon wie! Bei ihm heissts: Friss Vogel, oder stirb! Lottchen. Also so kannst du mich hintergehen? Pfui! das haett ich nicht von dir geglaubt. Geh, du bist ein abscheulicher Mensch! Doch nein, ich will dich nicht boese machen, ich will dir schmeicheln, ich will dir sagen: du bist der beste, der schoenste Lorenz auf der Welt, wenn es auch nicht wahr ist, aber lass mich zu meinem Vater! Lorenz. Und ich darf nicht. Er hats verboten. Er sagt, Sie sind nicht sein Kind, Ihre Mutter war ein Bettelweib. Lottchen. Himmel! was ist das? So weit ist es mit ihm gekommen, dass er sein Kind verleugnet? Hat er mir nicht oft erzaehlt, meine Mutter waere bald nach meiner Geburt gestorben, und ich waere sein einziges Kind, von dem er einst Dankbarkeit hofft? Und nun verstosst er mich? Ach du lieber Himmel, ich habe keine Verwandten, keine Freunde, keinen Vater mehr, wenn du dich nicht um mich annimmst, so muss ich zugrunde gehen. (Geht weinend ab.) Lorenz (allein). Was Verwandte, zu was braucht man die? Unser schwarzaugigtes Stubenmaedel ist mir lieber als alle Verwandtschaften auf der Welt. (Ab.) Siebenter Auftritt Wurzel aus dem Kabinett. Wurzel. Arie Ja, ich lob mir die Stadt, Wo nur Freuden man hat! Mich sehn s' nimmer aufn Land, Bei dem Volk ists a Schand. In aller Frueh treibn s' schon die Ochsen hinaus, Und da findt man kein einzigen Bauern mehr z' Haus. Den ganzen Tag sitzt man aufn Pflug, Trinkt Bier aus ein steinernen Krug, Und auf d'Nacht kommt man z' Haus, was ist gwest? Um achte liegt alls schon im Nest! Drum lob ich mir die Stadt, Wo man Freuden nur hat. Mich sehn s' nimmer aufn Land, Bei dem Volk ists a Schand. Jetzt hab ich so viel Bediente, Steh um halber zwoelf Uhr auf, Trink Kaffee und iss geschwinde Fuenf bis sechs Polakel drauf. Kurz, es kann kein schoeners Leben Als mein jetziges mehr geben, Denn wer mich ansieht, 's ist ein Spass, Fallt fast vor Ehrfurcht in die Frass. Was das fuer ein schoenes Bewusstsein ist, einen guten Magen zu haben. Ich bin mit den meinen recht zufrieden, ein fleissiger Kerl, alle Achtung fuer ihn. Oh, ein Magen zu sein, ist eine schoene Charge. Sultan ueber zwei Reiche, uebers Tierreich und uebers Pflanzenreich. Ein wahrer Tyrann! Hendeln und Kapauner sind nur seine Sklaven, die druckt er zusammen, als wenn s' nie da gewesen waeren. Und doch ein Ehrenmann, der keine Schmeicheleien mag, mit Suessigkeiten darf man ihm nicht kommen, da verdirbt man ihn ganz. Sackerlot, ich bin der fidelste Kerl auf der Welt! Eine Freud hab ich manchmal in mir, da wird mir so wohl ums Herz, so gut, dass ich alles zusammpruegeln moecht, so seelenfroh bin ich. Und Geld hab ich, dass mir angst und bang dabei wird. Jetzt hab ich das Haus gekauft, und jetzt kauf ich mir noch einen saubern Weltteil, wo ein kleiner Garten dabei ist, das wird ein Leben werden. Lenzl! Achter Auftritt Lorenz. Voriger. Lorenz. Was schaffen S'? Wurzel. Wo steckst denn, dass dich um mich nicht umschaust? Lorenz. Grad bin ich hinausgangen. Die Fraeulein Lottel war vorher da und hat mit Ihnen reden wollen. Wurzel. Untersteh dich nicht, dass du ein Wort von ihr redst, ich will nichts wissen von der Wasserprinzessin. Ist das ein Betragen fuer ein Haus wie das meinige? Statt dass ein vampirenes Kleid anleget und mit ihren Vatern auf d' Promenad ging', bleibt s' das ganze Jahr zu Haus hocken und geht in einem spinatfarben Ueberrock herum. Lorenz. Sie taugt halt nur aufs Land. Sie will halt eine niedrige Person sein. Wurzel. Und doch redt s' hochdeutsch, und hat ihrs kein Mensch glernt. Was ist denn heut fuer ein Tag? Lorenz. Freitag. Wurzel. Da freu ich mich wieder, da ist Fischmarkt, da kommt der Bursch wieder vom Land herein. Und wenn er seine Fisch verkauft hat, ist er nicht zufrieden, da setzt er sich da drueben auf den Stein und hat Maulaffen auch noch feil, schaut immer auf ihr Fenster herueber wie ein Aff--Mit der Wacht lass ich ihn noch wegfuehren. Lorenz. Das Sitzen kann man keinen Menschen verbieten. Wurzel. So lasst ihn sitzen, auf d' Letzt sitzt er doch zwischen zwei Stuehl auf der Erde. Aber 's Madel wird mir ganz verwirrt. Ich lass ihr Zeichnen lernen und Sticken, nutzt nichts. Statt dass sie schoene Blumen macht, Vasen und solche Sachen, was zeichnet s'? was stickt sie? lauter Fisch. Zu meinen Namenstag stickt sie mir ein Polster--was ist drauf ? ein grossmaechtiger Backfisch, aber ohne Kopf,--wie ich meinen drauflegen ist der ganze fertig.--Sie muss den reichen Juwelier heiraten. Lorenz. Warum soll s' denn aber just ein Juwelier heiraten? Sie sind ja so ein steinreicher Mann. Wurzel. Eben. Damit ich das bleib, darf sie den Burschen nie nehmen. Lorenz. Ich bin ein gscheider Mensch, aber das versteh ich nicht. So wenig als ich weiss, wo Sie auf einmal das viele Geld hergnommen haben damals, wie mir den Tag drauf die Huetten stehn haben lassen, das Vieh verschenkt, und sein ueber Hals und Kopf in die Stadt gezogen. Wurzel. Das werd ich dir jetzt alles erklaeren, weil ich durch so lange Zeit gfunden hab, dass du ein treuer Kerl bist, der mich nie betruegen wird, (gutmuetig) nicht wahr, Lenzl? Lorenz (heuchlerisch). Hoeren Euer Gnaden auf, oder mir kommen die Traenen in die Augen. Wurzel. Es war so: Vor zwei Jahren, da geh ich so in der Daemmerung zwischen acht und neun ganz verdruesslich von meinen Krautacker nach Haus. Auf einmal machts was: Pst! Pst! Ich schau mich um, so sieh ich quer uebern Acker einen magern Mann auf mich zueilen, ein gelblicht gruenes Gwand an mit goldenen Borten, so, dass ich ihn anfangs hab fuer einen Leibhusaren von einer Herrschaft ghalten, er aber bitt mich, ich moechte niemand etwas davon sagen, und er waer ein Geist, und durch die Borten wollt er mir andeuten, wie ausserordentlich er fuer mich bordiert waer, kurz, er waer der Neid und wollt mich gluecklich machen. Lorenz. Das ist eine schoene Bekanntschaft. Wurzel. Nur still. Er sagt, er haette einen alten Schatz, den er gern los sein moecht, und den wollt er mir schenken, ich muesste aber in die Stadt ziehen und recht aufhauen damit, was ich nur kann, und besonders das Maedel soll ich recht herausstaffieren und solls nur ja nicht zugeben, dass sie den Fischer heirat, soll mich aber nie unterstehen zu sagen, dass ich mein Glueck verwuensche, sonst verschwindet alles, und ich muesst betteln gehn. Jetzt moecht ich aber gleich nach Haus gehn, der Schatz wird schon zu Haus sein. Darauf ist er unter die Krauthappeln verschwunden, und ich hab ihn nimmer gesehen. Lorenz. Nun, und wo war denn der Schatz? Wurzel. Ich geh nach Haus, such 's ganze Haus aus--find nichts. Endlich kommt mir der Gedanke, schau auf den Treitboden hinauf. Hoerst, ist dir der ganze Boden voll, und mit was? Mit lauter Gallaepfel. Jetzt gschieht mir recht, denk ich mir, was kann man vom Neid anders erwarten als Gall und Verdruss, komm in Zorn und beiss einen auf. Was ist drinn? Ein Dukaten! Ich nimm noch einen--noch einen--lauter Dukaten! Lenzl, jetzt haettest du die Beisserei sehen sollen. Ich kann sagen, ich hab mir mein Vermoegen bitter erworben. Vierzehn Tag nichts als Gallaepfel aufreissen, das wird doch eine hantige Arbeit sein. Mordsakerlot! Lorenz. Ah, das ist ein Unterhaltung. Nu, jetzt werd ich den Fischer jagen, wenn sich der noch einmal sehen laesst. Wurzel. Schau aufs Maedel, und wie du was siehst, sagst mirs! (Trinkt aus einem Flaeschgen.) Lorenz. Aber muessen Euer Gnaden denn immer naschen? Wurzel. Still! ich nimm ein zum Gscheidwerden. Lorenz. Und gibst denn da eine Medizin dafuer? Wurzel. Freilich, ich habe den Doktor so lang sekkiert, bis er mir was geben hat, was mich gscheid macht. Da krieg ich alle Wochen so ein Flaschel voll, das kost vierzig Dukaten, das treibt den Kopf auseinander. Das soll ich nur ein paar Jahr fortnehmen, sagt er, und wenn ich einmal ein paar tausend Dukaten drauf spendiert hab, so wird mir auf einmal ein Licht aufgehen, und da werd ich erst einsehen, wie dumm als ich war. Lorenz. Ich wuensch Ihnens, es waer die hoechste Zeit. Lassen mich Euer Gnaden auch trinken, ich moecht auch recht abgwixt werden. Wurzel. Das kost zu viel. Ich werd dich schon so einmal recht abwixen, dass du auf eine Weil gwitzigt bist, nachher wirst schon wissen, wieviels gschlagen hat. Ich geh jetzt aus, ich muss mir Sporn kaufen. Und du gehst zum Tandler in die Vorstadt hinaus und lasst die vielen Buecher hereinfuehren, die ich gestern bei ihm kauft hab, sperrst dann das Zimmer auf, was ich zur Biberlithek bestimmt hab, und schuettest die Buecher ordentlich hinein auf einen Haufen und zahlst ihm s'. Lorenz. Schon recht! Wurzel. Und dass er mich nicht betruegt, ordentlich messen, ich hab sie buttenweise gekauft, die Butten um fuenfundzwanzig Gulden-- keinen Kreuzer gibst mehr. Und wennst unten durchgehst, sagst den Koch, dass die Tafel gut ausfaellt, heute Mittag im Gartensaal auf zwanzig Personen, und auf die Letzt soll er ein kleines Fassl Punsch machen. Allez! (Lorenz ab.) Ich mag halt reden, von was ich will, ich komm halt immer aufs Essen zurueck. Selbst wie ich noch im Wald war, wenns gschneit hat, und ich bin auf dem Feld gstanden, ist mir die ganze Erden vorkommen, als wenn s' ein grosser Tisch waer, wo ein weiss Tischtuch drauf ist, und alle Leut auf der Welt zum Essen eingeladen waeren. Arie Die Menschheit sitzt um billgen Preis Auf Erd an einer Tafel nur, Das Leben ist die erste Speis, Und 's Wirtshaus heisst bei der Natur. Die Kinder klein noch wie die Puppen, Die essen anfangs nichts als Suppen, Und bloss nur wegn dem boeuf a la mode Schaun d' jungen Leut sich um ein Brot. Da springt das Glueck als Kellner um, Bringt oefters ganze Flaschen Rum, Da trinkt man meistens sich ein Rausch Und jubelt bei der Speisen Tausch. Auf einmal laesst das Glueck uns stecken, Da kommen statt der Zuspeis Schnecken. Von Freunden endlich oft verraten, Riecht man von weitem schon den Braten, Und bis erst bringen das Konfekt, Gschiehts oft, dass uns schon nichts mehr schmeckt. Der Totengraeber, ach herrje! Bringt dann die Tasse schwarz Kaffee Und wirft die ganze Gsellschaft 'naus. So endigt sich der Lebensschmaus. (Geht ab.) Neunter Auftritt Lottchen koemmt herein. Lottchen. Der Vater ist an mir voruebergepoltert, ohne auf meinen guten Morgen zu hoeren, er will in lauter glueckliche Augen schaun, er geht aus. (Geht an das Fenster und erschrickt.) Ach, dort ist Karl! er hat seine Fische schon verkauft. Wer ist denn der fremde Mann, der bei ihm ist? Sie werden doch nicht heraufkommen? Himmel, wenn ihn der Vater sieht! Wie unvorsichtig! Hier sind sie schon. Zehnter Auftritt Karl. Ajaxerle. Vorige. Karl (im Bauernkleide, stuerzt auf Lottchen zu). Lottchen, liebes, gutes Lottchen! Sprech ich dich endlich einmal! Lottchen (ihre Freude zurueckhaltend). Karl! ach mein lieber, lieber Karl! Karl. Wie? so lange sind wir getrennt, und du empfaengst mich so kalt, so herzlos? Lottchen. Aber Karl, dieser Herr-- Karl. Ah, was liegt uns an den Herrn, das scheint gar eine ehrliche Haut zu sein. Nicht wahr, lieber Freund, Sie nehmens nicht uebel? Ajaxerle (als schwaebischer Handelsmann, traegt einen Kaput mit zinnernen Knoepfen, dreieckigten Hut). Ah freilich, genieren Sie sich nicht, deswegen sind wir ja da. Karl. Ja, wenn ich mein Lottchen sehe, da vergesse ich auf die ganze Welt. (Umarmt sie.) Ach Lottchen, was wird aus uns werden? Ich haette mich noch nicht heraufgetraut, wenn du mich nicht durch diesen Herrn haettest rufen lassen. Lottchen. Durch diesen Herrn? Karl. Jawohl, dieser Herr kam heute zu mir auf den Markt und sagte, du haettest ihn geschickt, mich zu dir zu fuehren, wenn dein Vater ausgeht. Lottchen. Aber Karl, was ist denn das, ich kenne ja diesen Herrn gar nicht? Karl. Wie? Ajaxerle. Ja, wissen Sie, warum Sie mich nicht kennt? Sie hat mich noch nie gsehen. Karl. Herr, wie koennen Sie sich unterstehn, mit uns Spass zu machen? Ajaxerle. Ich will mir aber ein Spass machen, ich will euch gluecklich machen. Ihr Tausendsappermenter! Schlagts ein, verlasst euch auf mich, ich bin ein ehrlichs Bueble. Ich darf euch noch nicht sagen, was ich bin, aber unter uns gesagt ich bin was. Erstens bin ich ein Schwabe, und dann bin ich noch was, und wenn binne zwei Tagen nicht Hochzeit wird, so koennts mir was antun. Verlassts euch nur auf mich, ich werd den Bauer schon herumkriegen und sagt er nein so ist bis heute abend doch die ganze Pastete in Ordnung. (Zu Karl.) Gehen Sie nur getrost nach Haus und warte Sie auf mich in Ihrer Huette. Lottchen (springt vor Freude). Ists moeglich? Ach Karl, wir wollen ihm vertrauen-- Wurzel (von innen). Aufdecken lassen! Lottchen. Himmel! Der Vater koemmt zurueck! Ach, wenn er dich sieht, so ist alles verloren. Karl. Leb wohl, ich entspringe. (Will abgehen.) Lottchen. Du laeufst ihm ja entgegen. Ich will sehen, ob er nach dem Garten geht, dann schnell hinab, sonst sind wir verloren. (Eilt schnell ab.) Ajaxerle (ihr nachrufend). Fuerchte Sie sich nicht! Bleibe Sie da! Karl. Verdammte Geschichte, der Alte kommt herauf. Ajaxerle. Das macht nichts, er wird uns nicht beisse. Aber weil ich das Ding gar fein anstelle will, so schlupfe Sie derweile in den Kasten hinein. Karl (probiert am Kasten). Er ist verschlossen! Ajaxerle. Warte Sie, er wird gleich offen sein! Ich hab ja mein Werkzeugle bei mir. (Er zieht schnell einen Zauberkreis, ein kleines Buch und ein kurzes Staebchen aus der Tasche, stellt sich in den Kreis und schnattert die Worte.) Pitschill! Putschill! Frisill! sauf! Kaesterle! Kasterle! tu dich doch auf! (Schlaegt mit dem Stab auf das Buch. Der Kasten springt auf und verwandelt sich dadurch in eine transparente Laube mit einem Rasensitz. Karl springt erstaunt hinein, die Fluegel schliessen sich, und der Kasten steht wieder wie vor da. Ajaxerle steckt seine Zauberrequisiten ein.) Lottchen (stuerzt herein). Es ist umsonst, er folgt mir auf dem Fuss! Wo ist Karl? Ajaxerle (deutet auf den Kasten). Den hab ich aufghoben, im Kasten da drin. Lottchen. Unter der alten Waesche? Ajaxerle. Ja wohl, bei die alten Struempf, damit doch ein neuer auch dabei ist. Lottchen. Still, der Vater kommt. Elfter Auftritt Wurzel. Vorige. Wurzel. Nun, was ist denn fuer ein Gejage ueber die Stiegen? (Sieht Ajaxerle.) Was ist das fuer eine Figur? Wer hat denn das Gsicht hereingelassen? Nu, was gibts? Sind wir was? Wollen Sie was? mit Ihrer dreieckigten Physiognomie? Ajaxerle. Koennt ich nicht die Ehre haben, mit Ihnen zu sprechen? Wurzel. Nun, die Ehr hat Er ja schon. Nur heraus mit der Katz aus dem Sack. Ajaxerle. Sie werden mich wahrscheinlich schon kenne? Wurzel. Ich? woher denn? Ajaxerle. Ich bin der Martin Haugerle und bin Schneckenhaendler aus dem Reich. Wurzel. Und wegen den soll ich Ihn kennen? Vielleicht weil Er so schlampicht ist wie ein Schneck? Hinaus mit Ihm, oder Er wird mich kennenlernen. Ajaxerle. Oh, ich habs schon ghoert, Sie sind ein Tiger, mir hats mein Vetter gschrieben, der arme Fischerkarl, dass Sie so unbarmherzig mit ihm umgehen, und darum bin ich herabgereist. Wurzel. Auf der Schneckenpost? Ajaxerle. Und will fuer ihn um das Maedle anhalte. Sie haben ihm vor drei Jahren Ihr Ehrenwort gegeben, und das muessen Sie halten. Wurzel. Was sind das fuer Keckheiten? Ich werd unsinnig. Erstlich untersteht Er sich, dem Taugenichts sein miserablicher Vetter zu sein, und zweitens wagt Ers und halt um meine Tochter an, fuer den liederlichen Fischer? Ajaxerle. Schimpfe Sie nicht, er ist ein bravs Maennle, und ein Buerschle wie die gute Stund. Lottchen. Ach ja Vater, er truebt kein Wasser. Wurzel. Ein Fischer--und truebt kein Wasser? und pritschelt den ganzen Tag darin herum. (Streng zu Lottchen.) Du schweigst! und wenn du dich nicht in meinen Willen fuegst und immer vom Wald phantasierst, du melancholische Wildanten, und mir noch einmal dein Bauerngwand heimlich anziehst, was dadrin in einem Puenkel versteckt hast, und nichts als Fisch und Wasser im Kopf hast, so gib acht, wie ich dich durchwassern werde, einen Wolkenbruch lass ich auf deinen Buckel niedergehen, wannst nicht den alten Millioneur heuratst. Lottchen. Ach, was bin ich fuer eine arme Naerrin! Wurzel. Just, wenn man eine arme Naerrin ist, muss man suchen, auch Millioneurin zu werden, so verzeihen einem doch die Leut die Narrheit leichter. Ein Fischer heiraten wollen--dieses unsichere Metier, bis er einen Fisch fangt, kommen ihm hundert aus. Da heirat lieber einen von den seinen Schnecken, so kriegst doch einen Hausherrn. Lottchen. Vater, bringen Sie mich nicht auf das aeusserste. Hoeren Sie meinen Schwur: Ich verachte alle Reichtuemer Ihrer Stadt und werde nie, nie von meinem armen Karl lassen. (Es donnert sehr stark.) Ajaxerle. Haben Sie ghoert, den Pumperer? Wurzel. War das ein Donner? desto besser, vielleicht schlagt der Donner drein, so darf ichs nicht tun. (Zu Lottchen.) Du willst also nicht von den Fischer lassen? Ajaxerle. Nein, und recht hat s'! wissen Sie das? Und wenn Sie ihr den Burschen nicht geben, so wirds Ihnen reuen, so viel Haarle Haar Sie auf Ihren Strobelkopf haben, auf Ihren bockbeinigen. Wurzel. Nun gut, so hoeren Sie denn auch meinen Schwur, Sie Vorsteher der wuerdigen Schneckenzunft. (In diesem Augenblick kommt hinter Wurzel ein kleiner Satyr mit Pferdefuessen, auf einer abgebrochenen Saeule sitzend, aus der Versenkung. Er hat eine schwarze Tafel und schreibt Wurzels Schwur darauf.) Nicht eh darf diese Verbindung vollzogen werden, bis aus dem Blut, das wie geschmolznes Eisen glueht, ein Himbeergefrornes wird--bis diese kraeftgen Zwillingsbrueder, meine Faeust, so kraftlos sind, dass ich nicht einmal einen Kapauner mehr transchieren kann-- bis dieses kienrussschwarze Haupt sich in einen Gletscher verwandelt--kurz, bis ich so ausschau, dass ich auf den Aschenmarkt hinaus ghoer!--Dann fragen Sie sich wieder an, mein lieber Schneckensensal, dann halt ich Ihren Fischer mein Wort. Ajaxerle (rasch). Schlage Sie ein, es gilt! (Haelt die Hand hin.) Wurzel (schlaegt ein). So wahr ich auf der Welt bin, und jetzt--(stark) Punktum! Satyr (mit kraeftiger Schadenfreude). Satis! (Er hat bei den Worten Wurzels: "So wahr ich auf der Welt bin" geendet. Schlaegt bei dem Wort: "Satis" mit der flachen Hand auf die Tafel, macht dann schnell eine drohende Bewegung hinter Wurzel und versinkt wieder.) Ajaxerle. So, und jetzt lebe Sie wohl, Sie Herr von Wurzle. Vergesse Sie nicht auf Ihren Schwur, maltraetiere Sie nur das arme Maedle da, verachte Sie den ehrlichen Bauernstand, halte Sie sich an Ihre Saufbruederle. Aber weh Ihnen, wenn Sie den Schneckenhaendler aus den Reich wieder einmal zu Gesicht kriege werde. Verstehe Sie mich? Weh Ihne! das merke Sie sich wohl, Sie Hasenfuss. (Laeuft ab.) Wurzel (ergreift im Zorn einen Stuhl und eilt ihm nach). Wart, du schwaebische Krautstauden! (Ab.) Zehnter Auftritt Karl. Ajaxerle. Vorige. Karl (im Bauernkleide, stuerzt auf Lottchen zu). Lottchen, liebes, gutes Lottchen! Sprech ich dich endlich einmal! Lottchen (ihre Freude zurueckhaltend). Karl! ach mein lieber, lieber Karl! Karl. Wie? so lange sind wir getrennt, und du empfaengst mich so kalt, so herzlos? Lottchen. Aber Karl, dieser Herr-- Karl. Ah, was liegt uns an den Herrn, das scheint gar eine ehrliche Haut zu sein. Nicht wahr, lieber Freund, Sie nehmens nicht uebel? Ajaxerle (als schwaebischer Handelsmann, traegt einen Kaput mit zinnernen Knoepfen, dreieckigten Hut). Ah freilich, genieren Sie sich nicht, deswegen sind wir ja da. Karl. Ja, wenn ich mein Lottchen sehe, da vergesse ich auf die ganze Welt. (Umarmt sie.) Ach Lottchen, was wird aus uns werden? Ich haette mich noch nicht heraufgetraut, wenn du mich nicht durch diesen Herrn haettest rufen lassen. Lottchen. Durch diesen Herrn? Karl. Jawohl, dieser Herr kam heute zu mir auf den Markt und sagte, du haettest ihn geschickt, mich zu dir zu fuehren, wenn dein Vater ausgeht. Lottchen. Aber Karl, was ist denn das, ich kenne ja diesen Herrn gar nicht? Karl. Wie? Ajaxerle. Ja, wissen Sie, warum Sie mich nicht kennt? Sie hat mich noch nie gsehen. Karl. Herr, wie koennen Sie sich unterstehn, mit uns Spass zu machen? Ajaxerle. Ich will mir aber ein Spass machen, ich will euch gluecklich machen. Ihr Tausendsappermenter! Schlagts ein, verlasst euch auf mich, ich bin ein ehrlichs Bueble. Ich darf euch noch nicht sagen, was ich bin, aber unter uns gesagt ich bin was. Erstens bin ich ein Schwabe, und dann bin ich noch was, und wenn binne zwei Tagen nicht Hochzeit wird, so koennts mir was antun. Verlassts euch nur auf mich, ich werd den Bauer schon herumkriegen und sagt er nein so ist bis heute abend doch die ganze Pastete in Ordnung. (Zu Karl.) Gehen Sie nur getrost nach Haus und warte Sie auf mich in Ihrer Huette. Lottchen (springt vor Freude). Ists moeglich? Ach Karl, wir wollen ihm vertrauen-- Wurzel (von innen). Aufdecken lassen! Lottchen. Himmel! Der Vater koemmt zurueck! Ach, wenn er dich sieht, so ist alles verloren. Karl. Leb wohl, ich entspringe. (Will abgehen.) Lottchen. Du laeufst ihm ja entgegen. Ich will sehen, ob er nach dem Garten geht, dann schnell hinab, sonst sind wir verloren. (Eilt schnell ab.) Ajaxerle (ihr nachrufend). Fuerchte Sie sich nicht! Bleibe Sie da! Karl. Verdammte Geschichte, der Alte kommt herauf. Ajaxerle. Das macht nichts, er wird uns nicht beisse. Aber weil ich das Ding gar fein anstelle will, so schlupfe Sie derweile in den Kasten hinein. Karl (probiert am Kasten). Er ist verschlossen! Ajaxerle. Warte Sie, er wird gleich offen sein! Ich hab ja mein Werkzeugle bei mir. (Er zieht schnell einen Zauberkreis, ein kleines Buch und ein kurzes Staebchen aus der Tasche, stellt sich in den Kreis und schnattert die Worte.) Pitschill! Putschill! Frisill! sauf! Kaesterle! Kasterle! tu dich doch auf! (Schlaegt mit dem Stab auf das Buch. Der Kasten springt auf und verwandelt sich dadurch in eine transparente Laube mit einem Rasensitz. Karl springt erstaunt hinein, die Fluegel schliessen sich, und der Kasten steht wieder wie vor da. Ajaxerle steckt seine Zauberrequisiten ein.) Lottchen (stuerzt herein). Es ist umsonst, er folgt mir auf dem Fuss! Wo ist Karl? Ajaxerle (deutet auf den Kasten). Den hab ich aufghoben, im Kasten da drin. Lottchen. Unter der alten Waesche? Ajaxerle. Ja wohl, bei die alten Struempf, damit doch ein neuer auch dabei ist. Lottchen. Still, der Vater kommt. Elfter Auftritt Wurzel. Vorige. Wurzel. Nun, was ist denn fuer ein Gejage ueber die Stiegen? (Sieht Ajaxerle.) Was ist das fuer eine Figur? Wer hat denn das Gsicht hereingelassen? Nu, was gibts? Sind wir was? Wollen Sie was? mit Ihrer dreieckigten Physiognomie? Ajaxerle. Koennt ich nicht die Ehre haben, mit Ihnen zu sprechen? Wurzel. Nun, die Ehr hat Er ja schon. Nur heraus mit der Katz aus dem Sack. Ajaxerle. Sie werden mich wahrscheinlich schon kenne? Wurzel. Ich? woher denn? Ajaxerle. Ich bin der Martin Haugerle und bin Schneckenhaendler aus dem Reich. Wurzel. Und wegen den soll ich Ihn kennen? Vielleicht weil Er so schlampicht ist wie ein Schneck? Hinaus mit Ihm, oder Er wird mich kennenlernen. Ajaxerle. Oh, ich habs schon ghoert, Sie sind ein Tiger, mir hats mein Vetter gschrieben, der arme Fischerkarl, dass Sie so unbarmherzig mit ihm umgehen, und darum bin ich herabgereist. Wurzel. Auf der Schneckenpost? Ajaxerle. Und will fuer ihn um das Maedle anhalte. Sie haben ihm vor drei Jahren Ihr Ehrenwort gegeben, und das muessen Sie halten. Wurzel. Was sind das fuer Keckheiten? Ich werd unsinnig. Erstlich untersteht Er sich, dem Taugenichts sein miserablicher Vetter zu sein, und zweitens wagt Ers und halt um meine Tochter an, fuer den liederlichen Fischer? Ajaxerle. Schimpfe Sie nicht, er ist ein bravs Maennle, und ein Buerschle wie die gute Stund. Lottchen. Ach ja Vater, er truebt kein Wasser. Wurzel. Ein Fischer--und truebt kein Wasser? und pritschelt den ganzen Tag darin herum. (Streng zu Lottchen.) Du schweigst! und wenn du dich nicht in meinen Willen fuegst und immer vom Wald phantasierst, du melancholische Wildanten, und mir noch einmal dein Bauerngwand heimlich anziehst, was dadrin in einem Puenkel versteckt hast, und nichts als Fisch und Wasser im Kopf hast, so gib acht, wie ich dich durchwassern werde, einen Wolkenbruch lass ich auf deinen Buckel niedergehen, wannst nicht den alten Millioneur heuratst. Lottchen. Ach, was bin ich fuer eine arme Naerrin! Wurzel. Just, wenn man eine arme Naerrin ist, muss man suchen, auch Millioneurin zu werden, so verzeihen einem doch die Leut die Narrheit leichter. Ein Fischer heiraten wollen--dieses unsichere Metier, bis er einen Fisch fangt, kommen ihm hundert aus. Da heirat lieber einen von den seinen Schnecken, so kriegst doch einen Hausherrn. Lottchen. Vater, bringen Sie mich nicht auf das aeusserste. Hoeren Sie meinen Schwur: Ich verachte alle Reichtuemer Ihrer Stadt und werde nie, nie von meinem armen Karl lassen. (Es donnert sehr stark.) Ajaxerle. Haben Sie ghoert, den Pumperer? Wurzel. War das ein Donner? desto besser, vielleicht schlagt der Donner drein, so darf ichs nicht tun. (Zu Lottchen.) Du willst also nicht von den Fischer lassen? Ajaxerle. Nein, und recht hat s'! wissen Sie das? Und wenn Sie ihr den Burschen nicht geben, so wirds Ihnen reuen, so viel Haarle Haar Sie auf Ihren Strobelkopf haben, auf Ihren bockbeinigen. Wurzel. Nun gut, so hoeren Sie denn auch meinen Schwur, Sie Vorsteher der wuerdigen Schneckenzunft. (In diesem Augenblick kommt hinter Wurzel ein kleiner Satyr mit Pferdefuessen, auf einer abgebrochenen Saeule sitzend, aus der Versenkung. Er hat eine schwarze Tafel und schreibt Wurzels Schwur darauf.) Nicht eh darf diese Verbindung vollzogen werden, bis aus dem Blut, das wie geschmolznes Eisen glueht, ein Himbeergefrornes wird--bis diese kraeftgen Zwillingsbrueder, meine Faeust, so kraftlos sind, dass ich nicht einmal einen Kapauner mehr transchieren kann--bis dieses kienrussschwarze Haupt sich in einen Gletscher verwandelt-- kurz, bis ich so ausschau, dass ich auf den Aschenmarkt hinaus ghoer!--Dann fragen Sie sich wieder an, mein lieber Schneckensensal, dann halt ich Ihren Fischer mein Wort. Ajaxerle (rasch). Zwoelfter Auftritt Lottchen. Karl im Kasten. Lottchen (die Haende ringend). Ach, was muss ich erleben! Karl (pocht heftig im Kasten). Auf, Lottchen! Auf! Lottchen. Bleib ruhig, ich bitte dich, um alles in der Welt! Karl (sprengt den Kasten). Nein, ich kann nicht laenger bleiben, es schlaegt in mir wie der Eisenhammer unseres Gebuergs. Seinen ehrlichen Namen so herabgesetzt zu hoeren von diesen Faulenzer und ruhig bleiben! Leb wohl, Lottchen, du siehst mich nie mehr. (Will fort.) Lottchen. Karl, wenn du mich liebst, so gehst du jetzt nicht durch diese Tuer. Karl. So spring ich durch das Fenster. Lottchen. Am hellen Tag? Karl. Ich bleib nicht laenger hier, du siehst mich reich oder nie wieder! (Er steigt zum Fenster hinaus.) Lottchen. Karl, wenn du faellst--halt dich an das Gitter. (Es geschieht ein ploetzliches Gekrache, ein Schrei und zugleich ein Fall. Dann Geschrei von mehrern Stimmen.) Lottchen (sehr stark aufschreiend). Himmel! was ist das? (Eilt sehr schnell zur Tuer hinaus.) Dreizehnter Auftritt Sehr schnelle Verwandlung in einen grossen schoenen Platz der Stadt. Links Wurzels praechtiges Haus mit Schalougittern, wovon eines durch Karls Fall herabgerissen ist und nebst einem Stueck Gesimse, welches er herabgetreten, an seiner Seite liegt, aber sogleich von einem Zuschauer aufgehoben wird, der es den noch dazu Kommenden zeigt. Karl liegt auf der Erde, und Wurzel haelt ihn an der Brust. Zuschauer vollenden das Tableau. Der Laerm, welchen man im Zimmer unter der Verwandlung schon hoerte, dauert nach derselben einen Augenblick noch fort. Wurzel. Um die Wache fort! der Bursch ist ein Raeuber. (Zwei Bediente laufen ab.) Er ist in mein Haus eingebrochen. ich massakrier ihn. Fallt mir der Kerl auf den Kopf. Karl (hat sich aufgerafft und packt Wurzel). Spitzbube! willst du mir meinen guten Namen wiedergeben? Lottchen (stuerzt aus dem Hause und ruft). Himmel! Karl, was tust du--mein Vater. Karl (im hoechsten Zorn). Wart, Schuft! du sollst den Bauer kennenlernen. (Eilt ab.) AlleS (ruft). Halts ihn auf! (Einige eilen ihm nach.) Lottchen (stuerzt in Verzweiflung zu Wurzels Fuessen). Vater! was haben Sie getan? Wurzel (schleudert sie vom Tor weg). Fort! Satan! (Er laeuft schnell ins Haus und schlaegt das Tor hinter sich zu.) Lottchen (eilt ihm nach und will hinein). Er hat das Tor abgeschlossen, wie wird das enden? Vater! Vater! Verzeihung! Hoeren Sie mich! Wurzel (erscheint am Fenster mit dem Buenkel, in welchem sich Lottchens Bauernkleider befinden, aussen ist der Strohhut aufgebunden). Du bist nicht mein Kind, du bist eine angenommene Kreatur! Hinaus mit dir in den Wald, zu deinen Gespielinnen, zu die Wildgaens, wo ich dich gfunden hab, du Waldschnepf, (wirft ihr die Kleider hinab) in mein Haus kommst du nimmermehr! (Schlaegt das Fenster zu.) Lottchen (weint). Ich unglueckliches Kind! (Zu einem Schlosser.) Ach mein Herr, nehmen Sie sich doch an um mich. Schlosser (recht derb). Ja, da muss man halt gut tun, mein Schatz, wenn man von ander Leut Gnaden lebt. Was soll denn unsereiner sagen, der sich vor Kummer nicht aus weiss? da heissts fleissig sein! (Im naemlichen Ton fort zu einem voruebergehenden Tischlergesellen.) Franzl, wo gehst denn hin? Tischler (schon an der Kulisse). Ins Wirtshaus! (Geht hinein.) Schlosser (ruft ihm nach). Wart, ich geh auch mit, leih mir zwei Gulden. (Geht ihm nach.) (Alle Zuschauer lachen und verlieren sich.) Lottchen (allein). Also so weit ist es mit mir gekommen? Gibt es denn kein Wesen, das Erbarmen mit mir hat? O dass die Nacht niedersinken moechte, um mich und meine Schande zu verhuellen. (Dumpfer Donner. Musik. Graue Wolkenschleier senken sich langsam ueber die ganze Buehne herab. Dann sinkt die Nacht personifiziert nieder. Eine kolossal gemalte Figur, welche an Breite den groessten Teil der Mitte des Theaters einnimmt. Sie ist in graues faltiges Gewand gehuellt, mit ausgestreckten Armen, einen schwarzen Mantel ausbreitend. Bleiches Angesicht und geschlossene Augen. Auf dem Haupte eine schwarze Krone, in der rechten Hand einen eisernen Zepter, dessen Knopf ein Mohnkopf bildet. Mit der Linken gebietet sie Schweigen. Sie schwebt ernst und feierlich herab und sinkt in das geoeffnete Podium. Die Nebel vergehen und lassen die vorige Strasse im Mondenglanz zurueck. Die Luft ist rein und mit transparenten Sternen besaeet, auch die Mondessichel ist transparent auf der Hinterkortine sichtbar. Waehrend diesem singen die Geister der Nacht folgenden Chor in der Kulisse.) Chor. In dem finstern Reich der Kluefte, Die dem Glanz zum Hohn erbaut, Herrscht die Koenigin der Gruefte, Sie des Lichts verstossne Braut. Nur wenn durch der Unschuld Rufen Sich ihr duestrer Busen hebt, Kommts, dass ueber Tagesstufen Sie zu ihrer Rettung schwebt. (Auf dem vordern Fluggang schwebt ein Genius nieder mit einem glaenzenden Brillantstern auf dem Haupte, er ergreift Lottchens Hand und fuehrt sie waehrend dieses Chores ab, welcher gleich aus dem ersten uebergeht.) Chor. Darum folge ihren Sternen, Sie erglaenzen dir allein, Fuehren dich in weiten Fernen In das Tal der Ruhe ein. (Der Genius fuehrt sie fort.--Der Sturm heult, schreckliches Gewitter tritt ein, die Sterne verloeschen, der Mond wird rot. Unter folgendem Chor kommen zwoelf Geister der Nacht in grauem Flor, das Haupt mit Schleier verhuellt, das Antlitz bleich, jeder einen transparenten Stern auf dem Haupte, sie laufen auf der Buehne durcheinander und gruppieren sich endlich nach der Breite des Theaters gegen Wurzels Haus in drohender Stellung. Ober ihnen faellt, so breit als die Buehne ist, ein Chaos von Wolken ein, in welchen grau gemalte Geister den andern aehnlich schweben und sich so verschlingen, dass die Sterne auf ihren Haeuptern die transparenten Worte bilden: Entflieh nur der Pracht, Dich raechet die Nacht. Waehrenddessen folgender Chor.) Chor. Doch ihn zu verderben, Der Lust zu enterben, Verschwoert sich die Nacht, Ergreifet die Freude, Stuerzt sie als Beute In grundlosen Schacht. (Wenn die transparenten Worte erscheinen, singt der Chor die folgenden Worte und laesst sie schauerlich verklingen.) Chor. Entflieh nur der Pracht, Dich raechet die Nacht. (Auf Wurzels Fenster fliegt eine Nachteule mit gluehenden Augen und schlaegt mit den Fluegeln an die Glasscheibe. Die Kortine faellt schnell.) Schlage Sie ein, es gilt! (Haelt die Hand hin.) Wurzel (schlaegt ein). So wahr ich auf der Welt bin, und jetzt--(stark) Punktum! Satyr (mit kraeftiger Schadenfreude). Satis! (Er hat bei den Worten Wurzels: "So wahr ich auf der Welt bin" geendet. Schlaegt bei dem Wort: "Satis" mit der flachen Hand auf die Tafel, macht dann schnell eine drohende Bewegung hinter Wurzel und versinkt wieder.) Ajaxerle. So, und jetzt lebe Sie wohl, Sie Herr von Wurzle. Vergesse Sie nicht auf Ihren Schwur, maltraetiere Sie nur das arme Maedle da, verachte Sie den ehrlichen Bauernstand, halte Sie sich an Ihre Saufbruederle. Aber weh Ihnen, wenn Sie den Schneckenhaendler aus den Reich wieder einmal zu Gesicht kriege werde. Verstehe Sie mich? Weh Ihne! das merke Sie sich wohl, Sie Hasenfuss. (Laeuft ab.) Wurzel (ergreift im Zorn einen Stuhl und eilt ihm nach). Wart, du schwaebische Krautstauden! (Ab.) Zweiter Aufzug Erster Auftritt Die Dekoration stellt nur zwei Kulissen tief ein angenehmes Tal vor, in welchem sich die Natur einfach und kraeftig ausspricht. Links eine praktikable Huette, auf deren Strohdach Tauben nisten. Die Huette ist von einem kleinen Gaertchen umgeben, in welchem sich einige Lilien, aber keine bunten Blumen befinden. Die Kortine stellt hohes Gebirge vor. Die Haelfte dieser Hinterwand nimmt ein breiter, in den Vordergrund tretender Blumenberg mit vielen sich verschieden kruemmenden Wegen ein, auf denen sich dort und da wie in einem Garten silberne Statuen befinden und Rosenbruecken angebracht sind. Auf der andern Haelfte dieser Hinterwand sind in weiterer Entfernung zwei ausgezeichnete Alpen zu sehen. Die niederere erglaenzt silberartig und ist mit goldenem Gestraeuch bewachsen. Auf ihrem Gipfel erblickt man die Statue des Reichtums mit einem goldenen Fuellhorn. Die noch hoehere Alpe ist steil, mit Lorbeerbaeumen bewachsen, auf ihrer Spitze steht der goldene Tempel des Ruhmes, aus welchem eine Sonne strahlt, die den ganzen Horizont um das Haupt des Berges roetet. Zwischen diesen Gebirgen und dem Tal liegt ein dichter Wald, durch welchen sich ein steiler einsamer Weg in das Tal abwaerts windet. Unter passender Musik koemmt Illi, ein Genius, als Klepperpostillon angezogen, mit dem Klapperbrettlein laermend durch die Luft auf einem grossen Stieglitz geflogen, welcher ein Paket Briefe im Schnabel haelt. Er steigt ab, nimmt einen Brief aus dem Paket und klappert vor der Huette. Illi. He, die Klepperlpost ist da, aufgemacht! (Das Fenster in der Huette oeffnet sich. Illi spricht zum Fenster hinein.) Ein Brief aus Wolkenhain vom Geisterscheckel mit Rezepiss. Gleich unterschreiben. (Gibt den Brief hinein. Nach einer Pause, waehrend er ein paarmal ungeduldig auf und abtrippelt.) Ein bissl gschwind, ich muss wieder weiter! (Eine Hand gibt das Rezepiss zurueck.) So. Was? Nichts franco! Acht gute Kreuzer. (Die Hand gibt ihm das Geld.) So. (Sieht das Geld an.) Keinen Pfennig gibt s' mehr als acht Kreuzer und kein neues Jahr auch nicht. Wann ich nur da keinen Brief herbringen durft, das ist schon mein groesster Zorn. (Indem er sich aufsetzt.) Gar so eine Schmutzerei! (Den Stieglitz schlagend.) Na weiter, wirst fliegen oder nicht? (Der Stieglitz fliegt ohne Musik ab, und unter dem Fliegen raesoniert Illi noch immerfort.) Pfui Teuxel, da wollen s' Geister sein, ja--Bettelleut Umkehr! (Ab.) Zweiter Auftritt Sanfte Musik. Lottchen tritt auf, ihren Strohhut anhaengend. Lottchen. Wo befinde ich mich? Welch ein angenehmes Tal! Gehoer ich schon den Geistern an? Am Eingange des Waldes nahm mein freundlicher Fuehrer von mir Abschied und sprach: Weiter darf ich dich nicht geleiten, doch folge deinem Herzen, und du wirst mich nicht vermissen. Ich ging und ging, und unwillkuerlich hat es mich hieher gezogen. Dieses schoene Gaertchen, diese Huette, wie wird mir so sonderbar bei ihrem Anblicke! Warum wird es auf einmal so stille, so ruhig in meiner Brust? Wer bewohnt sie? (Ueber der Tuer erscheinen schnell die transparenten Worte: Die Zufriedenheit. In diesem Augenblicke ertoent ein sehr schmelzendes Adagio von einigen Takten.) Die Zufriedenheit? Der Vater sagte ja, die wohne nur in der Stadt? wie kommt sie hieher? Ich weiss es schon, sie wird in der Stadt erkrankt sein und gebraucht jetzt die Landluft. Ich will anklopfen und sie um Beistand bitten, vielleicht braucht sie ein Dienstmaedchen, sie wird wohl eine vornehme Frau sein. (Klopft an.) Euer Gnaden, ein armes Maedchen moechte gern die Ehre haben-- Dritter Auftritt Die Zufriedenheit. Lottchen. Zufriedenheit (mit innerer Ruhe und heiterem Gemuete. Ihr Anzug ist griechisch, eine einfache graue Toga, unbedecktem Haupt. Sie tritt aus der Tuer, einen Brief in der Hand). Was verlangst du von mir, mein Kind? Lottchen (erstaunt). Wer ist denn das? Zufriedenheit. Nur naeher, ich bin die Dame, die du suchst. Lottchen. Wirklich? Sie sind eine recht liebe Person, aber fuer eine Dame haett ich Sie nicht gehalten. Zufriedenheit. Nicht? Und doch bin ich noch mehr, ich bin die Koenigin dieses Tales, und von meiner Stirne strahlt das Diadem der Heiterkeit-- Lottchen (faellt aengstlich auf die Knie). Ach, so verzeihen mir Euer Hoheit, aber da waer ich in meinem Leben nicht darauf gekommen. Zufriedenheit. Steh auf! Du bist mir in diesem Brief, den ich vor kurzem erhielt, von maechtigen Geistern schon angekuendet, und ich will dich in meine Dienste nehmen. Du hast wenig Geschaefte. Das Aufbetten wirst du ersparen, denn ich schlafe auf einem Stein. Kueche und Keller werden dir wenig Muehe verursachen, denn mich naehren die Fruechte des Bewusstseins, mich traenket die Quelle der Bescheidenheit. Lottchen. Ach, ich bin ja mit allem zufrieden! Zufriedenheit. Hast du denn meine Huette so leicht gefunden? Lottchen. Ach ja, das ist ja nicht schwer. Zufriedenheit. Glaubst du? Viele Tausende wandern nach mir aus und finden mich nicht, denn der duerre Pfad, der zu mir fuehrt, scheint ihnen nie der rechte zu sein. Siehst du dort oben die bunten Auen, wo des Glueckes Blumen farbig winken? (Deutet auf den Blumenberg.) Dort wollen sie mich finden, und je reizender der Pfad sie aufwaerts lockt, desto tiefer entschwindet meine niedre Huette aus ihrem getaeuschten Auge. Denn wer mich aengstlich sucht, der hat mich schon verloren. Lottchen. Aber auf jenen hohen Bergen muss doch eine schoene Aussicht sein? Zufriedenheit. Nicht fuer dich, mein Kind. Du gehoerst ins Tal. Siehst du dort den hohen flimmernden Berg? Das ist die Alpe des Reichtums, und ihm gegenueber sein noch glaenzenderer Nebenbuhler, der Grossglockner des Ruhmes! Das sind schoene Berge, doch sende deine Wuensche nie hinauf, stark und erhebend ist die Luft auf ihren Hoehen, aber auch der Sturmwind des Neides umsaust ihre Gipfel, und kann er die Flamme deines Glueckes nicht loeschen, so loescht er doch den schoenen Funken des Vertrauens in deiner Brust auf immer aus. Lottchen. Das versteh ich nicht. Zufriedenheit. Darin bestehet ja dein Glueck, weil du mich nicht verstehst, bist du mit mir verwandt. Lottchen. Verwandt? Und doch haben sich Euer Hoheit nie um mich bekuemmert? Zufriedenheit. Glaube das nicht, ich habe dich mir ja erzogen und will nun deine Freundin sein. Der Mann, der heute dich verstiess, ist nicht dein Vater, sonst haett er es nie getan. Doch eine Mutter hast du noch, die dich innig liebt und die du bald umarmen wirst. Bis dahin reiche mir deine Hand und nenne mich Schwester. Lottchen. Recht gerne! Ach, was ist das Schoenes, wenn man eine Schwester hat. Aber da muss ich hernach auch du zu Euer Hoheit sagen und bin so viel als Euer Hoheit selbst? Zufriedenheit. Allerdings! Du sitzest neben mir auf meinem moosbewachsenen Thron, und ueber uns spannt sich der schoenste Baldachin, der heitre Himmel aus. Lottchen. Ach du liebe Schwester, wie soll ich dir danken? Zufriedenheit. Bleibe, wie du bist, und du hast den Lohn schon abgetragen. Lottchen (freudig). Ach ja, wie ich bin--doch--nun ja--wie ich bin, nicht wahr? Zufriedenheit. Nun ja. Lottchen. Da muss ich aber auch ledig bleiben? Zufriedenheit (laechelnd). Ja so! Und du hast den schoenen Wunsch zu heiraten? Lottchen. Ja freilich. Doch sei nicht boese, liebe Schwester, seit ich bei dir bin, wuensche ich mir fast gar nichts mehr. Aber wenn ich an meinen Karl denke, kann ich doch mit dem Wuenschen noch nicht recht fertig werden. Zufriedenheit. Das sollst du auch nicht, liebes Lottchen! Troeste dich, ich werde dich mit deinem Karl vereinen. Er verdienet dich, ich kenne ihn genau. Lottchen. Du kennst ihn? Ist er vielleicht auch mit dir verwandt? Zufriedenheit. Er war es. Ich war stets um ihn, wie noch der muntere Hirsch das Sinnbild seiner kraeftgen Freude war, und nur du hast uns entzweit, du hast ihn mir entrissen. Lottchen. Das ist mir unbegreiflich. Zufriedenheit. Komm! Du wirst deinen Karl heute noch erhalten. Er soll uns beide wiederfinden, dich und mich durch dich. Und hab ich euch vereint, geb ich auch meinem Herzen dann ein Fest, durchziehe froh die Welt, und wo ich einen Armen finde, der krank liegt am Verlust der Freude, will ich schnell die Hand ihm reichen und sie ueberstroemen lassen aus meinem Herzen in das seinige! Vielleicht gelingt es mir, ein Buendnis mit der Welt zu schliessen, die ich so innig liebe und die so hart mich von sich stosst. (Geht mit ihr in die Huette.) Vierter Auftritt Verwandlung Saal mit Lustern und Wandleuchtern. Punschtableau. Beim Aufziehen der Kortine ein rauschender Tusch von allen Instrumenten. An der rechten Seite eine hohe Glastuer, gegenueber die Eingangstuer. Wurzel. Afterling. Musensohn. Schmeichelfeld. Alle (uebermuetig schreiend). Der Hausherr soll leben! hoch--(Ein paar werfen die Glaeser an die Wand.) Wurzel. Schlagts nicht so viel Glaeser zusamm, ich bin ja kein Glasfabrikant-- Schmeichelfeld (etwas angestochen). Ah was da, man hoert so keine Uhr, wenn einmal die Glaeser fliegen, so weiss man doch, wieviels gschlagen hat. Musensohn. Aber jetzt ists aus, meine Herren, es ist fuenf Uhr, und ich muss heute abend noch geschwind den letzten Akt von meinem Trauerspiel schreiben. Schmeichelfeld. Was Trauerspiel? Lustig wollen wir von unserm teuern Herrn von Wurzel scheiden, dem aimabelsten Mann in der ganzen Stadt. Singen wollen wir, und dazu machen Sie uns Verse, wenn Sie ein Dichter sein wollen. Musensohn. Schoen! Wir wollen die Freundschaft besingen. Afterling (der einen starken Rausch hat). Ja singen, schoen singen wollen wir, und hernach kerzengerade nach Haus. (Er taumelt. Alle lachen.) Wurzel. Der hat ihn heute. Afterling. Lachen? Ihr Spitzbuben!--Seid nichts nuetze--alle sind nichts nutz--Herr von Wurzel, alle, bis auf den (auf den Dichter zeigend)--und der ist auch nichts nutz. Aber Sie, Herr von Wurzel, sind ein grosser Mann. Aber sind Sie aufrichtig, Herr von Wurzel! (Beschwoerend.) Herr von Wurzel, sind Sie aufrichtig!-- Haben Sie--keinen Punsch mehr? Wurzel. Nun so gebt ihm noch ein Glas, so fallt er gar hinunter untern Tisch. Afterling. Herr von Wurzel! (Faellt ihm um den Hals.) Sie sind unser Vater, und wie Sie sich heute auf mich stuetzen koennen, so koennen Sie sich auf uns alle stuetzen. Punsch her--Punsch! Der Herr von Wurzel soll leben! (Er taumelt gegen die Tuer und faellt vor Rausch in einen Stuhl.) Wurzel. Nu, der hats ueberstanden. Habakuk! (Habakuk tritt vor.) Fuehrts ihn hinueber ins rauschige Zimmer und legts ihn in das Bett, was ich hab herrichten lassen, wenn einem von meinen guten Freunden uebel wird. Habakuk. Ja es liegen ja so schon drei drinn und einer vor der Tuer, man kann gar nimmer hinein. Wurzel. So legts ihn ins blaue Zimmer hinueber, wo der grosse Spiegel ist und 's Porzelain. Aber bindts ihn an, sonst schlagt er uns alles zsamm. Habakuk (und zwei Bediente tragen Afterling fort). Nu, das sind schoene Herrschaften! Musensohn (hat bei einem Tisch mit Bleistift geschrieben und springt auf). Fertig sind die Verse. Jetzt, meine Herrn, stimmen Sie. Alle. Bravo! Bravo! Musensohn. Die Phantasie hat mich begeistert. Herr von Wurzel! (schlaegt ihn auf die Achsel) wollen Sie ihre Stimme hoeren? Wurzel. Lassen Sie sie los! Trinklied Musensohn (singt vor). Freunde, hoert die weise Lehre, Die zu euch Erfahrung spricht. Schickt die Freude ihre Heere, Oeffnet alle Tore nicht: Mann fuer Mann lasst nur herein, Wollt ihr lang ihr Feldherr sein. Chor. Mann fuer Mann lasst nur herein, Wollt ihr lang ihr Feldherr sein. Musensohn. Wenn des Lebens Bajadere Haelt den goldnen Wagen still Und fuer ihres Gluecks Schimaere Euren Frieden tauschen will: Jagt die feile Dirne fort, Denn Fortuna haelt nicht Wort. Chor. Jagt die feile Dirne fort, Denn Fortuna haelt nicht Wort. Musensohn. Doch wenn voll der Becher blinket, Bacchus' Geist den Saal durchrauscht, Euch die Freundschaft zu sich winket Und Gefuehle mit euch tauscht: Drueckt sie beide an die Brust, Sie gewaehren Goetterlust! Chor. Drueckt sie beide an die Brust, Sie gewaehren Goetterlust! (Alle ab.) Fuenfter Auftritt Wurzel. Lorenz. Habakuk. Bediente raeumen die Tische hinaus. Wurzel. Das war ein praechtiges Mittagmahl heut. Ich bin so gut aufgelegt, heut Nacht leg ich mich wieder nicht schlafen. Habakuk, bring einen Champagner herauf. (Habakuk ab.) Lorenz, jetzt trinken wir erst recht. Lorenz. Allo! das ist ein Leben! juhe! Wurzel. Stoss an, Lorenz! Alle Rauschigen sollen leben-- Lorenz. Hoch! (Donnerschlag. Stille. Die Glocke schlaegt zwoelf.) Wurzel. Was ist denn das? Zwoelf Uhr? Hat denn die Uhr einen Rausch? Es ist ja erst sechs Uhr und der schoenste Abend. Schauts auf die Uhr. (Alle sehen auf die Uhren, er selbst auch.) Lorenz. Was ist denn das? Es geht ja keine. Wurzel. Bei mir ists zwoelf Uhr. Alle Bedienten. Bei mir auch. Wurzel. Ich glaube gar, ihr macht euch einen Spass mit mir? Redet! (Man hoert an der Tuer stark pochen.) Was ist denn das? Schau hinaus! (Es pocht staerker.) Mir scheint, der schickt die Grobheit voraus, dass sie statt ihm anklopfen soll. (Lorenz geht hinaus.) Jetzt weiss ich nicht, bin ich im Narrenturm oder zu Haus? Lorenz (kommt zurueck). Euer Gnaden! ein junger Herr ist gfahren kommen in ein goldenen Wagen, der voller Blumen ist, und zwei Rappen vorn, die er kaum erhalten kann, und hintern Wagen tanzen lauter Pagen und rosenfarbe Kammerjungfern her. Er will mit Ihnen reden. Wurzel. Wie heisst er denn? Lorenz. Das weiss ich nicht, er sagt, er ist die Jugend. Wurzel. Ah, ein Jugendfreund wird er gsagt haben. Gleich lasst ihn herein. Das ist a praechtige Visitt. Champagner tragts rauf, ihr verdammten Kerls! Ich bin doch ein gluecklicher Mann, die schoensten Leut kommen zu mir. (Lorenz oeffnet die Tuer.) Sechster Auftritt Sechs Pagen und sechs Maedchen weiss gekleidet mit rosenroten Spensern, welche samt den Hueten mit bluehenden Rosen verziert sind, tanzen herein und gruppieren sich auf beiden Seiten der Tuer. Dann huepft die Jugend herein, eine weiss kasimirne kurze Hose, weiss atlassne Weste mit silbernen Knoepfchen, am Kragen mit Rosen garniert. Rosenrotes Fraeckchen. Weiss atlassnen runden Hut mit einem Rosenband. Das Beinkleid am Knie mit silbernen Knoepfen und rosenroten Baendern gebunden. Sie spricht im hochdeutschen Dialekte mit einem Anklange des preussischen. Vorige. Jugend. Gruess dich der Himmel, Bruederchen! Du nimmst es doch nicht uebel, dass ich dir meine persoenliche Aufwartung mache? Wurzel. Das ist ein praechtiger Mensch! hundsjung und geissnarrisch! Hat mich noch nie gsehen, und gleich Bruederl. Jugend. Ja Bruder, ich komme in einer besonderen Angelegenheit! Wurzel. Nun Bruder, mit was kann ich dienen? (Fuer sich.) Der braucht gwiss ein Geld. Jugend. Ja--nimm es nicht uebel, Bruederchen, aber mit uns ists aus. Ich bin hier, um dir meine Freundschaft aufzukuenden. Wurzel. Nun, das waer nicht uebel, Bruder, jetzt lernen wir uns erst kennen, Bruder, und sollen schon wieder boes aufeinander sein, Bruder, das waer gfehlt. Jugend. Haha! Was faellt dir ein, Bruederchen? Fehlgeschossen, das endigt ja eben unsere Freundschaft, weil wir schon gar zu lange miteinander bekannt sind. Wir sind ja schon zusammen auf die Welt gekommen, weisst du denn das nicht mehr? Wurzel. Ja, ja, ich erinnere mich schon, nachmittag wars, und gregnet hats auch. Jugend. Wir sind auch miteinander in die Schule gegangen. Weisst du denn das auch nicht, wir sind ja auf einer Bank gesessen. Wurzel. Ist richtig! Auf der Schandbank sind wir gesessen. (Fuer sich.) Ich kenn ihn gar nicht. Jugend. Ja freilich! Sie haben uns ja dadurch zwingen wollen, dass wir etwas lernen sollen. Wurzel. Nun ja, was das fuer Sachen waren, aber wir haben nichts dergleichen getan. Oh, wir waren ein Paar feine Kerls! (Fuer sich.) Ich hab ihn mein Leben nicht gsehen noch. Jugend. Und wie wir beide zwanzig Jahr alt waren, haben wir die ganze Gemeinde gepruegelt. Oh, das war ja praechtig, Bruederchen! Wurzel. Oh, das war ein Hauptjux! (Fuer sich.) Ich weiss kein Wort davon. Jugend. Und getrunken haben wir, Bruder, das war moerderisch. Wurzel. Oh, das war schaendlich, Bruder! Jugend. Ja, und was wir alles getrunken haben! Wurzel. Nu, einmal haben wir, glaub ich, gar einen Wein getrunken, das Verbrechen! Jugend. Ja, und was fuer einen! Wurzel. Einen Luttenberger. Jugend. Und einen Grinzinger! Wurzel (fuer sich). Ist alles nicht wahr. Jugend. Du hast mich ja in alle Wirtshaeuser herumgeschleppt, wir waren ja alle Tage sternhagelvoll besoffen. Kurz, wir waren ein Paar wahre Lumpen. Wurzel (beiseite). Er muss doch eine Spur von mir haben, er kennt mich doch. (Laut.) Bruder, wir wollens noch sein! schlag ein, Bruderherz! Jugend. Bruder, nein! Jetzt ists gar. Du musst jetzt solid werden, du musst dich um sieben Uhr zu Bette legen, darfst dir keinen Rausch mehr trinken--kurz, was du zu tun hast, das wirst du von einem anderen hoeren, der dir alles puenktlich auseinandersetzen wird. Wurzel. Bruder, was waer denn das?--Ich keinen Rausch--und das ist das Edelste an mir. Ich bin so gsund, dass ich mit einer Armee raufen koennt. Jugend. Ja Bruederchen, jetzt solang ich noch bei dir bin. (Stark.) Doch den ersten Schritt, den ich aus diesem Saal mache, wird dich die Lust verlassen, auf eine so unedle Weise dein Schicksal ferner zu versuchen. Wurzel. Ich fang mich voellig zum fuerchten an. Auf die Letzt kann der Kerl hexen! Das waer eine hantige Bruderschaft. Jugend. Also adieu, lieber Bruder! Verzeihe mir, was ich dir Leids getan hab, du lieber guter Kerl du! Ich bin gewiss ein fideler Junge, habs lang genug mit dir ausgehalten, du warst mein intimster Freund, aber du bist gar ein luederliches Tuch, darum leb wohl, Bruederchen! sei nicht boese auf mich und sage mir nichts Schlechtes nach. Duett Jugend. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Musst mir ja nicht boese sein! Scheint die Sonne noch so schoen, Einmal muss sie untergehn. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Musst nicht boese sein. Wurzel. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Wirst doch nicht so kindisch sein! Gib zehntausend Taler dir Alle Jahr, bleibst du bei mir. Jugend. Nein, nein, nein, nein! Bruederlein fein, Bruederlein fein, Sag mir nur, was faellt dir ein? Geld kann vieles in der Welt, Jugend kauft man nicht ums Geld. Drum, Bruederlein fein, Bruederlein fein, 's muss geschieden sein. Jugend. Bruederlein, bald, Bruederlein, bald Flieh ich fort von dir. Wurzel (gleichzeitig). Bruederlein, halt, Bruederlein, halt, Geh nur nicht von mir. (Unter dem Ritornell tanzt die Jugend und ihr Gefolge.) Jugend. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Wirst mir wohl recht gram jetzt sein? Hast fuer mich wohl keinen Sinn, Wenn ich nicht mehr bei dir bin? Bruederlein fein, Bruederlein fein, Musst nicht gram mir sein! Wurzel. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Du wirst doch ein Spitzbub sein! Willst du nicht mit mir bestehn, Nun, so kannst zum Teuxel gehn! Jugend. Nein, nein, nein, nein! Bruederlein fein, Bruederlein fein, Zaertlich muss geschieden sein. Denk manchmal an mich zurueck, Schimpf nicht auf der Jugend Glueck! Drum, Bruederlein fein, Bruederlein fein, Schlag zum Abschied ein! Beide. Bruederlein fein, Bruederlein fein, Schlag zum Abschied ein! (Umarmen sich. Die Jugend tanzt ab, ihr Gefolge nach.) Siebenter Auftritt Wurzel geht nach einer Flasche Wein, will trinken, stellt sie aber missmutig zurueck und setzt sich in einen Stuhl. Lorenz. Lorenz (naehert sich Wurzel langsam). Wie ist denn Euer Gnaden? Wurzel. Gar nicht gut. So gewiss dumm ist mir. Lorenz. Ja, man sieht Ihnens an, voellig vernagelt schauen Sie aus. Wurzel. Und was ists denn so kalt heran, hab ich denn s' Fieber? Lorenz (sieht zum Fenster hinaus). Ja ich glaubs, es fang' ja zum schneien an. Ah, das ist gspassig! Da schauen S' naus in den Garten, alles ist weiss, und die Baeume, alle Blaetter werden gelb. Wurzel. Was ist denn das fuer eine Hexerei? (Habakuk bringt Champagner.) Habakuk. Der Champagner ist da! Wurzel. Marschierst! Einen Kamillentee lasst mir machen, und einheizen, man moecht ja erfrieren. (Es wird im Kamin eingeheizt. Die Turmuhr schlaegt Eilf.) Jetzt hats elf Uhr gschlagen! Erst wars zwoelf, jetzt ists wieder elf Uhr. Hat denn die Zeit einen Krebsen verschluckt, dass die Stunden rueckwaerts gehen? Es wird ja stockfinster, bringts Lichter! (Es wird Nacht. Von aussen Katzengeschrei: Miau! Miau!) So! jetzt singen die vierfuessigen Nachtigallen, das ist eine falsche Stund! (Heftiges Pochen von aussen.) Ist schon wieder wer da? Verdammtes Gesindel! Ist denn keine Ruh! Schau hinaus. (Wird wieder geklopft.) Und das Klopfen! Wollen s' denn aus meinem Haus eine Stampfmuehle machen? (Bediente bringen Lichter.) Lorenz (haelt den Kopf zur Glastuer hinaus). Ui je! Ui je! Ein alter Herr mit ein Leiterwagen ist drauss, er will mit Ihnen reden. Wurzel. Wer ist er denn? Lorenz (ruft hinaus). Wo sind wir denn her? Das Alter (von aussen). Aus Eisgrub. Wurzel. Aus Eisgrub? Nein, was das fuer Visiten sein, da kenn ich kein Menschen. Alter (von aussen). Na, nur aufmachen. Ich bin das hohe Alter. Ich will hinein! Wurzel. Das Alter? die Tuer sperrst zu und unterstehst dich nicht, dass du ihn hereinlaesst. Alter (von aussen). Nun, wird die Tuer aufgmacht oder nicht? Wurzel. Nein, saperment! Alter (von aussen). Ah so? Nun, so komm ich schon mit Gewalt hinein! (Die Glastuer wird vom Wind aufgerissen, so dass die Scherben davonfliegen. Das Alter fliegt herein auf einem Wolkenleiterwagen. Zwei Schimmel, alte Bauernpferde, sind vorgespannt. Der Wagen ist mit gelbem Gestraeuch ausgefuellt. Das Alter sitzt in einem alten Hausrock, der bis an die Knie reicht, darin, den Kopf mit einer Pelzschlafhaube bedeckt, die Fuesse in Poelster gewickelt, auf dem Schoss einen schlafenden Mops und auf der Achsel eine Eule. Ein kleiner uralter Kutscher ist auf dem Bock. Der Wagen ist etwas beschneit.) Alter (mit kraenklicher Freundlichkeit und persiflierendem Wohlwollen, steigt aus dem Wagen, mit einem Krueckenstock). Sie verzeihen, dass ich so frei bin, meine muehselige Aufwartung zu machen. Ich weiss nicht, ob Sie mir es ansehen werden oder nicht, ich bin das hohe kranke Alter, Ihnen miserablicht zu dienen. Ich hab da ein Einquartierungszettel bei Ihnen. Wurzel. Bei mir? Glaubt der Herr, bei mir ist ein Spital? Alter. Wird schon eins werden, wenn ich eine Weile da bin. Sein S' nicht boes, dass ich so unerwartet komm, gewoehnlich korrespondieren die Leut schon vorher mit mir, aber Sie haben ein braves Kind, die 's mit Ihnen gut gmeint hat, aus dem Haus gjagt, und da haben s' mich dafuer gschickt. Nehmen Sie mich an Kindesstatt an. Wurzel. Ja, aber z' Haus bhalt ich Ihn nicht, ich gib Ihn ins Kadettenstift nach Ybbs. Alter. I bewahr! wir werden uns schon miteinander vertragen, ich bin ein spassiger Kerl. Ich mach noch an mancher Tafel, bei manchen Hausball meine Lazzi, ich hupf noch bei manchen Ecossais mit, bis mir einen rechten Riss gibt, hernach setz ich mich gschwind nieder. Wurzel. Ja, ja, gscheider ists! Alter. Wenn wir eine Weile bekannt sind, werden schon meine Verwandten auch ihre Aufwartung machen. Mein liederlicher Vetter, der verdorbene Magen, das wird der erste sein, der Ihnen die Honneurs machen wird, und meine Cousine, die Gicht, die hat mich schon versichert, sie kanns gar nicht erwarten, Sie an ihr gefuehlvolles Herz zu druecken. Oh, hoeren S', das ist eine unterhaltliche Person, ich sieh Ihnen schon ordentlich nach Pistyan ins Bad mit ihr reisen, und treu ist sie-- Wurzel. Ich weiss, man bringt s' gar nicht los. Ein jeder sagt: da hast du s', ich mag s' nicht. Alter. Und was tun Sie denn, mein lieber Herr von Wurzel? Was gehen S' mir denn so kuehl herum? Werden S' gleich ein Schlafrock anziehen? Sapperment hinein! so schaute doch auf euren Herrn! Ist ja ein alter Herr, muesst ja huebsch acht geben auf ihm. Wenn er euch stirbt, seids brotlos. Gleich bringts ihm ein Schlafrock! (Bediente wollen fort.) Wurzel. Nicht unterstehen--oder ich schlag einen hinters Ohr! Alter. Was, schlagen? Gleich niedersetzen! (Er nimmt ihn an der Hand und setzt ihn in einen Stuhl.) Wurzel. Himmel! wie wird mir? Alter. Nicht unterstehn und schlagen. Die Pferd schlagen aus, nicht die Leut. Damit Sie aber nimmer ausschlagen (beruehrt sein Haupt, und Wurzel bekommt ganz weisses Haar)--So, jetzt ist aus dem Braeunl ein Schimmel worden. So! hato! mein Schimmerl! Nu, nichts hato? Wurzel (weinend). Lorenz, mein Schlafrock. (Man zieht ihm denselben an, und zwar so, dass er dadurch zugleich sein Bauerkleid anzieht, dessen Aermel in den Aermeln des Schlafrocks stecken. Er bekommt einen kaschierten Kropf.) Alter. So, mein lieber Herr von Wurzel! Tun S' mich nur gut pflegen, damit wir lang beisamm bleiben, mit mir muss man gar heiklich umgehn. Wurzel. Aber was soll denn das heissen? Alter. Das sind die Wintertag. Wurzel. Ah, ich haett glaubt, die Hundstaeg! Alter. Wie mans nehmen will. Aber jetzt leben Sie wohl, ich hab mein Post ausgerichtet. Wenn S' mich auch nicht mehr sehen, Sie werden mich schon spueren. Fuer einhundertunddreissig Jahr koennen Sie sich ausgeben, auf mein Wort. Adieu! (Umarmt ihn.) Also schoen merken: In der Frueh ein Schalerl Suppen und ein Semmerl drinn, um ein elf ein bisserl in der Sonn spazierengehen, aber immer ein Hafendeckl auf den Magen legen, dass Sie sich nicht erkuehlen. Z' Mittag ein eingmachts Henderl und ein halbs Seiterl Wein, und auf d' Nacht eine halbete Biskoten. Und gleich ins Betterl gehn. So! jetzt pa! pa! alter Papa, und befolgen Sie meinen Rat. Kein Tee muessen S' nicht trinken, den haben S' so schon. (Er steigt in den Wagen.) Hansel! langsam fahren, dass wir kein Unglueck haben, mit die Teufeln von Rosser. (Macht Pa aus dem Wagen.) Gute Nacht! mein lieber Herr von Wurzel! gute Nacht! (Fliegt ab.) Achter Auftritt Wurzel. Lorenz. Wurzel. Jawohl gute Nacht. So weit hab ichs gebracht! Lorenz, gib mir einen Spiegel! (Lorenz gibt ihm den Spiegel, er sieht hinein.) Ah, die Positur! jetzt kann ich in der Haesslichkeit Lektion geben. Nein, ich halts nicht aus, ich geh durch! (Will fort.) Es geht nicht, ich hab 's Podagra! (Lacht verzweifelnd.) Haha, nichts mehr hoto! Lorenz. Freilich, lieber tschihi ins Bett. Wurzel. Was haengt denn da fuer ein Habersackel? Hab ich denn ein Kropf? Lorenz. Nu, und das was fuer ein, als wenn S' einen Suppentopf gschlueckt haetten. Ui je! jetzt haben S' einen buckeligen Hals! (Lacht.) Wurzel. Ich glaub, der Kerl lacht mich noch aus? Lorenz. Nein, einen Neid werd ich haben, wegen den. Wurzel (auffahrend). Der Neid? das ist ein schoener Spitzbub. Ja, der ist an mein Unglueck schuld, und jetzt lasst er mich sitzen. Was hab ich jetzt von dem verdammten Geld? Ich kanns ja nicht geniessen. Ich wirfs zum Fenster hinaus, vielleicht wird wieder alles wie vorher. Lorenz. So sein S' doch gscheid. Wann S' Ihren Reichtum verwuenschen, so ist er ja hin. Sie haben mir es ja selbst erzaehlt. Wurzel. Und er soll hin sein, ich will ihn nimmer haben, hab ich meine Schoenheit verloren, so will ich auch nimmer reich sein, ich will lieber arm sein und gsund. Hoer mich, du verdammter Neid, nimms, dein Geld, ich mags nimmermehr. Oh, waer ich nur, wo ich hingehoer, waer ich nur bei die Meinigen! (Ein Blitzstrahl faehrt herab. Schnelle Verwandlung in ein duestres Tal, an der Seite ein Teil der halbverfallnen Huette Wurzels. Die vordere Gegend ist finster gehalten und herbstlich mit gelben Blaettern. Zwischen zwei sehr dunkel sich hereinlegenden Bergen erhebt sich in der Mitte ein hoher Gletscher. Der Sitz von Samt, auf welchen Wurzel nach seiner Verwuenschung zurueckgesunken ist, verwandelt sich in einen Baumstamm. Er und sein Diener verwandeln sich in arme Bauern. Neben Wurzel liegen ein Paar grosse Ochsen, worein sich zwei Seitenkredenzen verwandelten, und mehre andere weiden auf dem Berg und perspektivisch in den Wald hinein, dass es das Ansehen einer weidenden Herde hat. Die Musik drueckt das Bruellen der Ochsen aus.) Lorenz. So, da haben Sies, Sie uebermuetiger Ding! Jetzt sind S' bei die Ihrigen. Wurzel. Die haben doch eine Freud ueber mich, wenn s' mich sehen. Gelts, meine Kinder? (Ochsengebruell. Ein Geissbock meckert auf einem Felsen.) Das ist eine ruehrende Anhaenglichkeit. Alle Ochsen weinen ueber mich! Lorenz. Und ich wein doch nicht. Wurzel. Hast denn kein Gefuehl? Schamst dich denn nicht vor die Ochsen? die werden sich was Schoenes denken von dir, du undankbarer Bursch du! Lorenz. Was waer das? Kein Geld mehr haben und grob auch noch sein? Ah, jetzt muss ich andre Saiten aufziehen. Was glaubst denn du, grober Mensch? Du hast ja nichts mehr, schau s' an, dein verfallne Huetten. Da steht s' jetzt, dein Palast, wo die Maeus Frau Gvatterin leih mir d' Scher spielen. Z' gut ists ihm gangen, z' uebermuetig ist er worden, und jetzt ist alles hin, aber alles, sein Sach und mein Sach. (Weinerlich.) Ich bin nur ein armer Dienstbot, und er bringt mich um das Meinige. Ist denn das eine Herrschaft? Jetzt hab ich ihn drei Jahr lang betrogen, und jetzt hab ich nicht einmal was davon. Wurzel. Weil dich der Himmel bestraft hat dafuer! Lorenz. Wenn du dich noch einmal unterstehst, und kommst mir unter die Augen, so reiss ich einen Felberbaum aus und wichse dich damit herum, dass d' an mich denken sollst, du verdorbener millionistischer Waldhansel du! (Geht ab.) Wurzel. Ist jetzt kein Mensch mehr da, der mir eine Grobheit sagt? Neunter Auftritt Wolken fallen vor. Der Neid kommt auf einer gruenen Wolke, die sich an eine rote schliesst, worauf der Hass steht, aus der Kulisse gerollt. Diese Erscheinung muss aeusserst schnell vor sich gehen. Wurzel. Der Neid ist roemisch gekleidet, doch ganz gelb. Das Kleid hat eine Borduere von gestickten Schlangen, einen Turban mit Nattern umwunden. Der Hass in roemischer roter Kleidung mit goldener Stickerei, Brustharnisch und Helm von roter Folio, auf dem Helm eine Spiritusflamme. Neid (antwortet schnell auf Wurzels Frage). Ich! Was hast du getan? Schurke! warum hats du das Maedchen nicht schon lange vermaehlt, wie ichs befahl? Fort aus meinen Augen, Missgestalt, oder ich schleudre dir eine Natter in deinen hohlen Schaedel, dass dir der Wahnsinn zu allen Knopfloechern herausspringen soll. Wurzel (kann sich vor Zorn kaum fassen, ganz erschoepft). Gelt, jetzt hast leicht reden mit mir, du gelbzipfeter Ding du. Jetzt kommst erst daher, du--du Eiernschmalzbruder du! (Neid und Hass lachen. Wurzel verzweifelnd.) Ja lachts nur, ihr habt es notwendig! Einer sieht aus wie 's gelbe Fieber und der andere wie ein Gimpel, der den Rotlauf hat. Aber dich will ich rekommandieren, du Gallaepfellieferant. Die ganze Welt will ich durchkriechen, ueberall will ich mein Schicksal erzaehlen. (Weint heftig.) Drucken lass ich mein Unglueck und lauf selber damit herum und schrei: Einen Kreuzer die schoene Beschreibung, die mir erst kriegt haben, von dem armen ungluecklichen Mann, (schluchzend) der aus einen jungen Esel ein alter worden ist. (Geht heulend ab.) Zehnter Auftritt Neid und Hass. Neid. Freund, ich bitte dich, verfolge mir diesen Dummkopf, solang er lebt. Hass. Sorg dich nicht, gegen wen der Neid auftritt, der hat auch den Hass gegen sich. Neid. Was soll ich jetzt tun? Ich kanns nicht erdulden, dass diese Lakrimosa, die mir einen Korb gegeben hat, nun triumphieren soll. So nahe am Ziel, und nun dies Komplott. Hass. Wenn wirs nur frueher erfahren haetten! Neid. Und wenn ich auch dagegen etwas unternehmen wollte, so kann ich nicht. Es ist nur mehr die heutige Nacht und der morgige Tag uebrig, und ich muss nach England, dort ist eine grosse Kunstausstellung, wo wenigstens fuenfhundert Kuenstler um den Preis kaempfen, und da kann doch der Neid nicht wegbleiben. Ich habe auch schon eilf Zimmer gemietet, damit man sich doch ein bisschen ausbreiten kann. Hass. Der Neid ist doch ein erbaermlicher Wicht, da ist der Hass ein anderer Mann. Ich will hier bleiben, ich will ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Neid. Bruder, wenn du das imstande waerst Hass. Warte, hier kommt mein Spuerhund. Elfter Auftritt Tophan. Vorige. Hass. Hast du etwas erfahren? Tophan (geheimnisvoll). Alles! Die Geister haben heute mittags auf der Spitze des Geisterscheckels folgendes beschlossen: Sie werden sich an dem Bauer durch die Erfuellung seines frechen Schwures raechen. Er hat das Maedchen aus dem Hause gejagt, doch die Nacht hat sie in Schutz genommen und sie in die Arme der Zufriedenheit gefuehrt. Den Fischer hat der Magier Ajaxerle ueber sich, der bestellte auf heute abend eine gefluegelte Wurst, damit wird er den Fischer und die beiden Weiber aus ihrer Wohnung abholen, und alle vier werden nach dem Scheckel fliegen, wo die Geister ihrer harren und Hymen sie um Mitternacht verbinden wird. Dies alles habe ich durch meine Geliebte erfahren, die Kammerjungfer bei der Fee Antimonia ist. Neid. Das ist ein schaendlicher Plan, so wahr ich Neid heisse und ein rechtschaffener Mann bin. Tophan. Doch der Magier muss dem Fischer noch nichts davon entdeckt haben. Der Tag ist bald vorueber, und er sitzt noch vor seiner Huette und verzweifelt. Hass. Ha! Nun ists gewonnen. Hurtig, lege dich auf die Lauer und suche den Magier abzuhalten. Neid. Halt! Du hast reichen Lohn verdient, hier hast du zwei Vipern fuer deine Nachricht. Tophan. Ich kuess die abgezehrte Hand dafuer. (Kuesst ihm die Hand, dann im Abgehen fuer sich.) Vergiften koennt ich ihn damit! (Geht ab.) Hass (faehrt aus einem kurzen Nachdenken empor). Triumph! fertig ist der Plan. Seine Liebe ist zu heftig, er muss durch List in meine Haende fallen, sonst vermag ich nichts ueber ihn. (Schwingt seine Fackel.) Erscheine, Zauberhain! (Donnerschlag. Der Hass deutet in die Kulisse.) Was siehst du dort? Neid. Einen herrlichen Garten mitten im See, mit einem Lusthause und einer Kegelbahn. Hass. Den lass ich oft erscheinen in der Welt, er ist ein Geschenk des boesen Daemons, dem wir beide dienen. In dem Lusthause dieses Gartens wird ein Brillantring, der unermessene Reichtuemer gewaehrt, von neun boesen Geistern bewacht. Ihre Buesten aber sind als Kegel aufgestellt. Wer diese neun Kegel trifft, stuerzt dadurch die neun Geister und gewinnt den Ring, den ihm keine Zaubergewalt entreissen darf. Doch trifft er weniger als neun, stuerzt er tot zur Erde nieder. Wenn er aber diesen Ring neun Tage besitzt, erfuellen ihn die Geister mit dem hoechsten Menschenhass, und er ruhet nicht, bis er sich und Tausende zugrunde richtet. Nur wenn er ihn vor dieser Zeit freiwillig von sich wirft, ist er gerettet, doch Macht und Reichtum ziehen als Nebel fort. Nun hoere meinen Plan. Lakrimosens Tochter muss bis morgen um Mitternacht mit diesem armen Fischer vermaehlt sein, sonst bleibt ihre Mutter ewig verbannt. Wir locken also den Fischer nach der Kegelbahn, fehlt er die Kegel, ist er verloren, und Lakrimosa mit ihm. Trifft er sie, ist er von dem Augenblick, als er meinen Ring am Finger traegt, ein reicher Mann und kein armer mehr, selbst die Geister haben ihre Gewalt ueber ihn verloren, und dann werd ich schon Mittel anwenden, dass er entweder im Besitz seines Reichtums sich mit ihr vermaehlt, oder die Vermaehlung zu verhindern suchen. In beiden Faellen ist Lakrimosa gestuerzt. Neid (faellt ihm um den Hals). Bruder, ich beneide dich um diesen Plan, das ist der einzige Dank, den ich dir dafuer geben kann. Hass. So komm, du ohnmaechtiges Ungeheuer, ich will dich mit der Rache vermaehlen! Du bist ein seltner Braeutigam, dich fuehrt der Hass ins Brautgemach. (Beide Arm in Arm ab.) Zwoelfter Auftritt Verwandlung Der Zaubergarten. Auf der Kortine ist ein grosses Lusthaus gemalt. Quer ueber die Buehne eine ideale Kegelbahn, mit Gold sehr verziert. Neun kleine ausgeschnitzte Buesten von Geistern, die auf Hermen stehn, sieht man statt der Kegel. Den Kopf der Bueste ziert ein Helm, auf welchem wie bei den Geistern eine verhaeltnismaessige kleine Spiritusflamme brennt. Der mitterste Kegel hat eine kleine Krone auf dem Helm. Eine goldne Kugel. Der Stand fuer die Scheiber ist auch ideal pompoes und eine Art Rosenlaube. An beiden Seiten des Theaters stehen weisse Denksteine mit schwarzer Schrift: "Anton Prey traf nur drei"--"Gottlieb Pracht, alle acht"--"Philipp Thier schob nur vier"--"Michael Koch, ein Loch". Nigowitz. Nigowitz. Kein schlechters Brot kanns schon nimmer geben als ein Genius, der als Buchhalter bei einer Kegelstatt angstellt ist. Das Passen, und 's kommt niemand. Da werden die Leut Narren sein und werden bei der Lotterie das Leben einsetzen, ist oft um zehn Gulden schad. Keiner hats troffen, so viel noch gschoben haben. Um den letzten war mir gar leid, das war ein Tischlergsell, der hat mir noch vorher seine letzten zwei Gulden gschenkt, hat sich angstellt, scheibt ein Loch, pums! gar wars. Da steht er aufgschrieben: Michael Koch, ein Loch.--Sapperment, dort kommt einer, und unser Paperl, der die Leut herlockt, voraus. Wer muss denn das sein? (Zieht sich zurueck.) Dreizehnter Auftritt Voriger. Karl. Der Papagei. Papagei (fliegt vor Karl und schreit). Bist schon da! Bist schon da! (Fliegt ab.) Karl. So warte doch, kleiner Spitzbube! Ist schon fort! Sonderbares Tier, koemmt zu meiner Huette geflogen, verspricht mir Lottchens Hand, lockt mich hieher und fliegt mir jetzt vor der Nase davon. Wo bin ich denn? Ist vielleicht hier ein Schatz vergraben? Nigowitz (tritt vor). Nun, wenn der Herr was gspannt. Wer auf der Pudel alle neun scheibt, wird ein wilder Millioneur. Karl. Ein Millioneur? Himmel, da kann ich mein Lottchen heiraten! Her mit der Kugel! Nigowitz. Nur langsam, nicht so gschwind! Gib mir der Herr zuerst mein Neunegulden. Karl. Wenn ich gekegelt habe, Freund! Nigowitz. Nichts! da ist der Herr schon lang hin. Da krieg ich nichts mehr. Karl. Was? Nigowitz. Freilich. Da muss man ja nicht so gaeh sein. Da les der Herr zuerst. (Bringt ein grosses Buch.) Karl (liest). Wem der grosse Wurf gelungen, Hier zu treffen alle neun, Hat den Zauberring errungen, Tritt zum Saal des Reichtums ein. Doch der Freche, dems misslungen, Dass das Glueck er neunfach zwingt, Wird von einem Reif umschlungen, Den der Tod ums Leben schlingt. Nigowitz. Das heisst: der Herr ist hin. Also will der Herr oder nicht? Karl. Was liegt mir an dem Leben, wenn ich mein Lottchen nicht habe. Ich habe ja auf jedem Kirchtag die neun getroffen. Her mit der Kugel! Nigowitz. Schreib sich der Herr ein. Karl (schreibt schnell sich in das Buch ein). So! und nun Brillant, du sollst ihr Brautring sein. (Er stellt sich zum Scheiben und Nigowitz zu den Kegeln. Die Kortine geht auf, man sieht einen Wolkensaal. Neun rote Geister stehen auf einer Stiege mit vier breiten Stufen, sie sind mit Pfeilen bewaffnet, und das Haupt deckt ein Helm mit einer Spiritusflamme. Auf einem Postamente steht das Wort: Zauberring geschrieben, dieses bewachen sie und drohen auf Karl herab. Auf jeder Seite stehen vier, der Kegelkoenig auf dem Postamente.) Chor. Lass ab! Lass ab! Die Kugel rollt ins Grab! Lass ab! Karl. Lottchen heisst die Schnur, mein muss sie sein! (Er scheibt hinaus, die Kegel fallen alle um.) Nigowitz (schreit aus vollem Halse). Alle neune! (Heftiger Donnerschlag. Pudel und Kegel verschwinden. Zwei Blitze fahren auf die Geister, welche von den Stufen stuerzen, weh rufen und in dieser Gruppe verbleiben. Die Denksteine verwandeln sich in goldne Vasen mit Blumen. Hinter dem Postament steigt ein ungeheurer blauer Adler auf mit goldgesaeumtem Gefieder, welcher den Ring im Schnabel haelt und jetzt auf dem Postament sitzt.) Karl (steigt die Stufen hinan, nimmt ihm den Ring aus dem Schnabel und ruft). Mein ist der Ring! (Der Adler breitet die Fluegel aus, welche halb so breit als das ganze Theater sind, schwingt sich ueber Karl auf und reisst einen idealen Thron in seinen Krallen mit, dessen Breite sich nach der Breite der Stiege richtet und Karln, der auf dem Postament, welches sich jetzt in den Thronstuhl verwandelt, sitzt und dessen Kleid sich in ein glaenzendes changierte, ueberschattet. Die Geister huldigen ihm durch ein Tableau. Genien machen die Gruppe voll, und so faellt der Vorhang langsam zu.) Dritter Aufzug Erster Auftritt Das Aeussere eines herrlichen Palastes aus hellrotem Marmor und mit goldverzierten Saeulen. Auf der linken Seite eine Treppe, die zum Portal fuehrt, an jeder Seite ein Sphinx. Der Hof, welchen die Buehne vorstellt, ist mit Blumen geziert und scheint von einem Gitter eingeschlossen zu sein, wozu ein praechtiges Gittertor an der Kulisse den Eingang bildet. Die Geister des Hasses sind teils in roten Livreen gegenwaertig, teils sieht man sie als Furien gerade den Bau des Palastes beenden. Die Musik drueckt vor dem Aufziehen der Kortine das Haemmern und Schlagen der Arbeiter aus. Beim Aufziehen hoert man nur den Schluss des Chors, welcher vor dem Aufziehen schon hoerbar war. Chor. Jubelt hoch, des Hasses Geister! Freue dich, erhabner Meister! (Nach dem Aufziehen der Kortine.) Fertig ist der Bau! (Der Hass, modern schwarz gekleidet, Federhut, rote Haare und Backenbart. Er tritt rasch ein. Tophan.) Hass. Bravo! das heiss ich Temperament des Hasses! In einer Nacht haben meine Geister dieses Werk vollendet, und ehe noch um den Preis der hoehern Roete der Abendstrahl mit den blutigen Streifen dieses Marmors ringt, kann er einziehen in dies glaenzende Haus, der Dieb, der aus dem Reiche des Neptuns die flossbewachsenen Bewohner stiehlt. Was ist sonst vorgefallen? Habt ihr den Magier nicht gesehen? Tophan. Nein, keinen der verhassten Brut. Hass. Merkt es euch, ich stelle seinen Haushofmeister vor. Was glaubst du wohl, Tophan, wird uns der Streich gelingen? Tophan. Die Hoelle gibts! Wie benimmt er sich? Hass. Sonderbar. Als er gestern abends des Ringes Eigentuemer wurde, befahl er den Furien, schnell diesen Palast zu erbauen, um seine Braut heute im Triumphe einzufuehren. Wir andern Geister aber mussten am fruehesten Morgen mit ihm nach der Stadt, wo er mittags in einer glaenzenden Karosse, mit sechs Rappen bespannt, nach dem Hause des stolzen Bauers fuhr und um das Maedchen werben wollte. Doch als man ihm berichtete, das Bauernvolk waere samt dem Hause verschwunden, sah er lange starr auf einen Fleck, doch wie vom Blitz begeistert fuhr er ploetzlich freudig auf und befahl uns, schnell zurueckzureisen. Auf halbem Wege schickt er mich voraus, um hier doch alles zur Vermaehlung zu bereiten, und kraft dieses Ringes muss ich seine Befehle erfuellen. Er scheint verwirrt zu sein, gleichviel, dass er den Ring indessen nicht vom Finger zieht, verhueten die neun Geister als sein Gefolge, und hier will ichs verhueten, bis die Nacht erscheint und der Streich gelungen ist. Jetzt an die Arbeit. Gehorcht ihm, Antipoden der Liebe, denn auch der Hass gehorcht zum Schein, um desto sicherer zu verderben. (Alle gehen ab.) Zweiter Auftritt Amor. Die Zufriedenheit. Lottchen. Letztere beide sind in modester Kleidung als Bauernmaedchen gekleidet. Amor als Bauernjunge. Alle drei schleichen herein. Amor. Wir sind am Ziele. Nun seid vorsichtig und verlasst euch auf Amor und die Geister. Zufriedenheit. Ich sehe den Magier auch hier nicht. Amor. Er muss hier sein. Ich will ihn suchen, vielleicht hat ihn sein Mut hinter eine Hecke getrieben. (Geht ab.) Lottchen. Himmel, wie soll das enden? Gestern abends versprachst du mir, dass mein Karl an des schwaebischen Kaufmanns Hand mich zur Vermaehlung holen wuerde. Den ganzen Abend und die lange Nacht warten wir vergebens, erst heute Mittag koemmt der kleine Knabe geflogen, bringt dir einen Brief, und ohne ein Wort zu sagen, verkleidest du dich und ziehst an der Hand des Knaben mit mir bis hieher. Ich kenne die Gegend, doch stand hier seine Fischerhuette, und kein Palast. Was ist aus ihm geworden? Wo ist er? Zufriedenheit. Behutsam! Sei nur ruhig. Ich will dir den Brief lesen, den die Geister mir durch Amor gesendet haben. (Liest.) "Hochzuverehrendes Wesen! Beneidenswerte Zufriedenheit! In groesster Eile berichten wir Ihnen: der Magier Ajaxerle hat durch Unvorsichtigkeit unsern Plan vernichtet, indem er die Zeit versaeumte, Sie und den Fischer abzuholen. Wir muessen nun zu einem neuen schreiten. Der Fischer befindet sich in der Gewalt des Hasses, der seine Huette in einen Palast umzauberte. Reisen Sie daher schnell in Verkleidung an Amors Hand nach seiner neuen Wohnung. Vor dem Hause wird der Magier Sie erwarten und Ihnen alles aufklaeren. Den Fischer werden wir sogleich nach Hause expedieren. Wir Geister duerfen uns dem Hass nicht naehern, sonst entzweit er uns, und wir kommen nicht zum Zweck, darum halten wir uns verborgen und verlassen uns ganz auf Ihre Klugheit, denn nur die Zufriedenheit kanns mit dem Hass aufnehmen. Bis Mitternacht muss die Sache beendet sein. Mit ausgezeichneter Achtung und namenloser Verwirrung Dero ergebenster Geisterverein auf dem Scheckel." Jawohl Verwirrung! So viele Geister, und ein so geistloser Plan. Welche Unsicherheit? Der Magier ist ja wieder nicht hier. Arme Lakrimosa, warum besitze ich keine Zauberkraefte? Was fuer armseligen Geistern hast du dein Glueck vertraut! Doch stille, hier koemmt ein Diener. Wenn ich nur Karl sprechen koennt, dann wuerde ich mich schon in die Sache finden. (Tophan geht ueber die Buehne.) Pst, Freund, ist der Herr des Hauses nicht zu sprechen? Tophan (trotzig). Nein! Er koemmt erst heute abend an. Zufriedenheit. Wo ist er denn? Tophan. Er holt seine kuenftige Frau, es ist schon alles zur Vermaehlung bereitet. Lottchen. Himmel! Zufriedenheit. So fuehr uns zu dem Hausinspektor. Lottchen. Ach ja, wenn du deinen Herrn liebst, so-- Tophan (wild). Schweigt! Ich liebe niemand, ich kann mich selbst nicht leiden, und mein Handwerk ist der Hass. Zufriedenheit. So melde uns aus Hass. Tophan. Das will ich tun, aus Missgunst meld ich an, aus Liebe nicht. (Aergerlich.) Wenn es nur keine Frauenzimmer auf der Welt gaebe. (Ab.) Lottchen. Er hat mich vergessen und heiratet vielleicht jetzt eine Koenigstochter. Zufriedenheit. Nur ruhig, dass man uns nicht erkennt. (Der Hass aus dem Palast. Tophan. Diener.) Hass. Wo sind die Maedchen? Tophan. Hier! Sie scheinen mir verdaechtig. Hass. Was wollt ihr? Lottchen. Ach! (Zur Zufriedenheit aengstlich.) Was wollen wir denn? Zufriedenheit. Euer Gnaden verzeihen, wir sind zwei arme Verwandte des Herrn vom Hause, die zu ihm gereist sind, ohne von seinem Reichtum noch unterrichtet zu sein. Unser Bruder ist im naechsten Dorfe zurueckgeblieben und wird gleich nachkommen. Hass. Das ist Betrug! Ergreift sie schnell! Lottchen. O Himmel! Wer beschuetzet uns jetzt? Amor (springt aus dem Blumengebuesche und tupft schnell den Hass mit seinem Pfeile ans Herz, schalkhaft). Still, still! Ich hab ihn schon verletzt! (Laeuft ab.) Hass (zu den Dienern). Haltet! Ich war zu rasch! Hm! Ein huebsches Maedchen. (Kneipt sie in die Wange.) Ich vergesse beinahe, dass ich der Hass bin! Nun, womit kann ich euch dienen? Zufriedenheit. Wenn Sie uns nur ein kleines Plaetzchen goennen wollten, um dort die Ankunft des Herrn abzuwarten. Lottchen. Wir bitten recht schoen! Hass. Nein! zum Fortjagen sind sie zu huebsch und zum Betrug zu unschuldsvoll. (Zu den Dienern.) Zeigt ihnen das Domestikengebaeude, dort koennen sie ihn erwarten. Wo kommt ihr her? Zufriedenheit. Aus dem Salzburgischen. Hass. Wirklich? glueckliches Salzburg, ein zweites Sachsen, wo die huebschen Maedchen wachsen. (Fuer sich.) Das ist ein Kapitalmaedchen! Wenn ich nur der Hass nicht waer--das ist doch fatal! die koennte mich gluecklich machen. Denn wenn sie mich alle Tage mit ihren schoenen Augen nur hundertmal anblickt, so habe ich die Woche hindurch siebenhundert schoene Augenblicke. (Nachdenkend.) Das ist doch fatal, dass ich der Hass bin, jetzt waer ich viel lieber ein Salzburger. Adieu! schoene Salzburgerin. (Geht ab und wirft ihr im Abgehen Kuesse zu.) Zufriedenheit (macht ihm einen Knicks nach). Adieu, schoener Salzburger! Vielleicht gelingt es uns, dir die Suppe zu versalzen. (Zu Lottchen.) Komm! (Geht mit ihr in das Nebengebaeude ab.--Die Buehne ist leer.) Dritter Auftritt Ajaxerle im Zauberhabit sieht zum Gitter herein, tritt furchtsam ein und sieht sich vorsichtig ueberall um, schleicht sich dann auf den Zehen bis zur Stiege des Palastes. Ploetzlich hoert man: Halt! wer da? rufen. Er sieht in die Kulisse, erschrickt, schreit: Gut Freund! und springt mehre Stufen zusammennehmend ueber die Stiege in den Palast. Nachdem er darin ist, springt gleich eine Furie, mit einer Keule, die ihn bemerkt hat, in groesster Eile ihm nach und auf die naemliche Weise wie Ajaxerle ueber die Stiege und ins Tor. Man hoert in der Kulisse Wurzels Stimme: Ein Aschen! Ein Aschen! Wurzel tritt ein als Aschenmann mit einer Butte auf dem Ruecken und einer Aschenkruecke in der Hand. Wurzel. Ein Aschen! Au weh! (Stuetzt sich auf die Kruecke.) Was bin ich fuer ein miserabler Mensch! Ein Aschen! Was war ich, und was bin ich jetzt? Ein Aschen! Hoert denn kein Mensch? Die Koechin hat gwiss ein Amanten bei ihr, weil s' nicht hoert. (Schreit aus vollem Halse.) Ein Aschen! Vierter Auftritt Die Zufriedenheit. Wurzel. Zufriedenheit. Wer laermt denn so entsetzlich? Wurzel. Der Aschenmann ist da, Euer Gnaden Fraeulein Koechin. Sie werden noch nicht die Ehre haben, mich zu kennen? Ich bin ein neuer, der alte ist gstorben, ich habs erst heute uebernommen. Ich bitt um Verzeihung, ich hab noch keine Visitkarten herumgeschickt. Ich heisse Fortunatus Wurzel. Zufriedenheit. Er ist mein einst so froehlicher Bauer? Ich haette Ihn nicht erkannt. Wurzel. Ich weiss, wenn man einmal so ausschaut, kennen einen die Weibsbilder nicht mehr. Zufriedenheit (fuer sich). Nu, den haben die Geister schoen zugerichtet. (Laut.) Du armer Narr! Wurzel. Jawohl, arm bin ich, und ein Narr bin ich auch gewesen! Ja meine liebe Koechin, ich hab schoen abgekocht, mit mir ists vorbei. Zufriedenheit. Wie alt bist du denn? Wurzel. Ich haette sollen die Vierziger kriegen, aber die Zeit hat sich vergriffen und hat mir einen Hunderter hinaufgemessen, und den halt der Zehnte nicht aus. Die Zeit ist ein wahrer Korporal, der mit die Jahr zuschlaegt. Im Anfang hat s' ein Ruetchen von lauter Maibluemeln, da gibt s' einem alle Jahr so einen leichten Tupfer, das gfreut einem, da springt man wie ein Fuellerl. Hernach kommt s' mit einen Besen von lauter Rosen, da sind schon Dorn dabei, nach und nach schlagen sich die Rosen weg, ist der Haslinger da. Endlich kommt s' mit einem Wiesbaum daher, lasst ihn nur umfallen, aus ists. Aber es gschieht mir recht, warum bin ich kein Bauer geblieben? Den Fischer da drinn wirds akkurat so gehen. Zufriedenheit. Kennst du den Fischer? Wurzel. Freilich. Er haett ja mein Schwiegersohn werden sollen. Wenn ich ihm s' nur geben haette! Viel tausendmal hats mich schon gereut. Zufriedenheit (fuer sich). Er dauert mich. (Laut.) Ist dir diese Aeusserung ernst? Wurzel. O meine liebe Jungfer Koechin, wenn Sie mein verwurlte Geschicht wussten, so taeten S' nicht so dumm fragen. Zufriedenheit. Ich weiss deine Geschichte, ich habe sie in dem Buche des Schicksals gelesen. Wurzel. So? Sind Sie auch eine solchene, die statt dem Kochen liest? Zufriedenheit. Bereuest du, was du getan hast? Wurzel. Von ganzem Herzen. Zufriedenheit. Beneidest du den Fischer um sein Glueck? Wurzel. Um kein Schloss nicht! Den wirds reuen, das ganze Dorf redt davon. Ich kenn s' schon, die Geister die einem solche Haeuser schenken. Heut nach haben s' ihms aufgebaut von Diamanten und rote Rueben, glaub ich. Wie s' ihm erwischt haben, weiss ich nicht. Zufriedenheit. Wuerdest du ihm jetzt deine Ziehtochter geben? Wurzel. Um kein Preis. Erstens weil ich s' nicht habe, zweitens weil s' mit den Reichtum eine unglueckliche Person wuerde. Zufriedenheit. Wenn er aber wieder wuerde, wie er war? Wurzel. Nachher soll er s' haben, aber suchen muss er s' zuerst, denn die ist vielleicht gar in der chinesischen Schweiz. Zufriedenheit. Er wird sie finden, und ist er ihrer Liebe wuerdig, so seid ihr alle gerettet, und auch du wirst wieder gluecklich werden. Wurzel. Waer das moeglich! Ausgstanden haett ich mir schon genug. Aber was koennen Sie wissen? Reden wir von was Gscheiden. Haben S' keinen Aschen? Zufriedenheit. Ich wollte, ich koennte schon die Asche dieses Schlosses in deinen Kuebel leeren. Wurzel. O meine liebe Mamsell Koechin, das war ein schoene Gegend. Ein jedes Stammerl kenn ich davon, der einzige Baum da drauss ist stehngeblieben. Sehen S' den Baum? da dran ist die Fischerhuetten gstanden, da ist just ein Rosenberg darueber zaubert, der Gipfel ist grad so hoch, als das Dach von der Huetten war. Zufriedenheit. Gut, auf die Spitze dieses Huegels setze dich und erwarte meinen Wink. Siehst du die Sonne untersinken, und ich habe dich noch nicht gerufen, so sehe es als ein Zeichen an, dass dein und andrer Glueck mit ihr hinuntersinkt, doch wirst du sie in unserer Mitte schauen, so geht dir eine neue auf, dafuer buerge ich dir mit meinem Wort. Wurzel. O du mein Himmel, was reden Sie fuer eine schoene Sprach, als wie ein verkleideten Professor. Gelten S', Sie sein keine Koechin? Zufriedenheit (laechelnd). Nein, das bin ich nicht. Wurzel. Was sein S' denn? Zufriedenheit. Das wirst du erfahren. Jetzt befolge, was ich dir befahl. Wurzel. Ja, ich wills gern tun. Aber wenn ich etwa ein paar Monat oben sitzen muss, bis Sie mich rufen, so bringt mich der Hunger um. Haben S' denn gar nichts fuer meinen aschgrauen Magen? Zufriedenheit (Laechelnd). Nun so warte. (Sie geht in die Tuer ab.) Wurzel. Das ist eine gute Person. Wenn ein Herr so eine Koechin haette, waer s' manchen lieber als der gschickteste Koch. Zufriedenheit (kommt zurueck und bringt ihm eine Linzertorte und eine Flasche Wein). So, mein Alter, labe dich. (Sie haelt ihm die Torte hin.) Wurzel. Werfen S' die Torten nur in die Butten hinein. Zufriedenheit. Sie ist ja voll Asche. Wurzel. Das macht nichts, das ist gut fuer die Brust, den Wein schuetten wir vorn hinein. So, ich danke. Zufriedenheit. Nun leb wohl. Troeste dich und hoffe. (Sie geht in den Palast, nicht in das Nebengebaeude, ab.) Wurzel. Ich hab die Ehre zu sehen. Wenn s' nur nicht auf mich vergisst, dass ich etwa aufs Jahr um die Zeit noch oben sitze. Wegen meiner, ich bleibe halt oben sitzen, schau hinunter, auf die Leut, und wenn ich was Dalkets sieh, so schrei ich: Einen Aschen! Arie So mancher steigt herum, Der Hochmut bringt ihn um, Traegt einen schoenen Rock, Ist dumm als wie ein Stock, Von Stolz ganz aufgeblaeht, O Freundchen, das ist oed! Wie lang stehts denn noch an, Bist auch ein Aschenmann! Ein Aschen! Ein Aschen! Ein Maedchen kommt daher, Von Bruesslerspitzen schwer, Ich frag gleich, wer sie waer? Die Koechin vom Traiteur! Packst mit der Schoenheit ein, Gehst gleich in d' Kuchel 'nein! Ist denn die Welt verkehrt? Die Koechin ghoert zum Herd. Ein Aschen! Ein Aschen! Doch vieles in der Welt, Ich mein nicht etwa 's Geld, Ist doch der Muehe wert, Dass man es hoch verehrt. Vor alle braven Leut, Vor Lieb und Dankbarkeit, Vor treuer Maedchen Glut, Da zieh ich meinen Hut. (Nimmt den Hut ab.) Kein Aschen! Kein Aschen! (Ab.) Fuenfter Auftritt Verwandlung Zimmer im Palast mit grellroten Tapeten, ober der Tuer in der Superporte das Sinnbild des Hasses. In der Ecke ein weisser schoener irdener Ofen, oben mit einer Vase. An der ersten Kulisse ein Fenster. Eine Seiten- und eine Mitteltuer mit Vorhang. Auf der anderen Seite ein grosser Alkoven mit einem Vorhang. Die Zufriedenheit tritt zur Seite ein und geht ans Fenster. Zufriedenheit. Umsonst, der Abend koemmt und er noch nicht. Waer ich nicht die Zufriedenheit selbst, ich wuerde ihr schon nicht mehr angehoeren. Wo nur der unglueckselge Magier weilt? Ajaxerle (oeffnet ein Tuerchen im Ofen und sieht mit dem Kopfe heraus). Pst! Verzeihe Sie, sind Sie die Zufriedenheit? Zufriedenheit. Ja, mein Herr. Ajaxerle. Warte Sie, ich komm gleich. Friesele, sauf, Oefele, tu dich gschwind auf! (Donnerschlag. Der Ofen teilt sich in der Mitte auseinander, so zwar, dass das russige Innere des ganzen Ofens sichtbar wird. Der gemauerte Herd in der Mitte bleibt aber stehen, auf welchem Ajaxerle auf einem eisernen Dreifuss sitzt und das kleine Zauberbuechlein und den Stab in der Hand haelt.) Nun, dem Himmel sei Dank, dass wir uns einmal sehe! Ich sitze schon ueber eine halbe Stunde da im Ofen und tu auf Sie passe. Zufriedenheit. Endlich einmal! Sie sind doch-- Ajaxerle. Freilich! ja, ich bin der Magier Ajaxerle und muss Ihnen Nachricht bringe. Zufriedenheit. Sprechen Sie schnell. Ajaxerle. Ein schoenes Kompliment von die Geister, und der Fischerkarl hat von dem Spitzbuben, von dem Hass, einen Ring bekommen, der ihn so reich macht, und Sie sollen alles aufbiete, dass er ihn wegwerfe tut. Und dann sollen Sie die zwei Leutle gleich herunter vermaehle, sonst ist alles verlore. Sein Reichtum tut nur so lange dauern, als er den Ring am Finger hat. Kurz, wenn Sie die Geister brauchen sollten, so moechten Sie da die Schnur Perle voneinander reisse, da sind zwoelf Geister angefaedelt, die werden alles vollbringen. Die andern stehen auch schon auf der Pass. (Gibt ihr eine Schnur Perlen.) Zufriedenheit. Aber warum haben Sie uns denn nicht abgeholt? Ajaxerle. Weil ich mich verschlafe hab. Ich hab mich ueber den Bauer so zuernt, dass mir voellig uebel war, und da bin ich nach dem hohen Berg, nach dem Geisterscheckel, und hab mit die Geister erst den Plan abgemacht, bin wieder fortgloffe und hab ein Wuerstle bestellt, und dann hab ich aus Muedigkeit mich auf ein paar Minute niedergelegt und bin erst heute in der Frueh munter worde, und derweile hat der Hass den Fischer abgfangt, und wie ich daher komme bin, hab ich den Palast gesehen, und er war mit dem Hass nach der Stadt gfahren. Da bin ich gleich zu die Geister hinaufgsprungen und hab ihnen alles erzaehlt, da haben sie mich brav ausgemacht, haben Ihnen den Amor geschickt, und mich haben sie mit einem kleinen Scheckle ueber den grossen heruntergeplescht, dass ich da auf Ihnen warte soll. Sie haben zwar anfangs durchaus wem anderen schicken wollen, aber ich hab mirs nicht nehme lasse, ich muss mein Baesle retten. Zufriedenheit. Und wie kommen Sie denn dort hinein? (Auf den Ofen deutend.) Ajaxerle. Wie ich da ueber die Stiege herauf bin, ist mir einer mit einem Pruegel nachgelaufen und da bin ich geschwinde in den Ofen hineingschlupft und bin nimmer heraus. Ich hab mir gedacht, Sie muessen schon zufaelligerweise heraufkomme. Zufriedenheit. Wenn ich nun aber nicht gekommen waere? Ajaxerle. Ja, da waer ich drin steckenbliebe, ich werd mich doch wegen Ihne nicht schlagen lasse. Zufriedenheit. Wissen Sie ihn denn nicht zu finden? Es ist die hoechste Zeit. Ajaxerle. Er muss gleich komme. Der Bustorius ist ihm schon nach in die Stadt, der wird ihn schon herpruegle. Laermen (von aussen). Er kommt! Vivat der gnaedige Herr! Zufriedenheit. Er kommt, machen Sie, dass Sie fortkommen, und die Geister sollen in der Naehe sein. Ajaxerle. Ja, wie komm ich denn hinaus? Die Kerls passen ja auf mich! Zufriedenheit. So machen Sie sich unsichtbar. Ajaxerle. Das kann ich ja nicht. Ich bin ja nur ein Magier, ich bin ja kein Geist. Ich muss mich ja in etwas verwandle. Zufriedenheit. Nun so verwandeln Sie sich, aber nur geschwind. Ajaxerle. Ja, das geht ja nicht so geschwind, ich lern ja die Zauberei erst drei Jahr, ich bin ja nicht freigesprochen noch. Ich muss erst nachschlagen. Wissen Sie was? Ich geh wieder hinein (deutet auf den Ofen) und verwandle mich drinnen in ein Ofenruss. In einer halben Stunde kommt der Rauchfangkehrer und kehrt mich hinaus. So, jetzt lebe Sie wohl. (Er steigt in den Ofen, welcher sich wieder schliesst.) Zufriedenheit. Endlich ist er fort. (Man hoert von aussen Boeller loesen und Vivatgeschrei. Lottchen stuerzt zur Mitte herein.) Lottchen. Er kommt! Er kommt! (Sie oeffnen hastig das Fenster.) Er ists! Er ist allein! (Sie streckt die Arme nach ihm aus.) Ach Karl! Zufriedenheit (zieht sie schnell vom Fenster zurueck). Du verdirbst alles. Folge mir! (Zieht sie schnell in den Alkoven und laesst den Vorhang vor.) Sechster Auftritt Vorige. Karl, in sehr schoenen Reisekleidern, der Hass zur Mitte herein. Hass. Es ist alles besorgt! Karl. Schweig, sag ich dir! Wer waren die Maedchen, welche hier am Fenster standen? Warum sind sie entflohen? Sprich! Hass. Euer Gnaden verzeihen--sie haben sich fuer hoechstdero Verwandte ausgegeben. Karl. Du luegst! Ruf sie, ich will sie sehen. (Fuer sich.) Mir sagt mein Herz, sie ists! Hass (fuer sich). Sollten mich die Weiber doch betrogen haben? (Laut.) Ich werde die Bedienten rufen. Karl. Nein, du selbst, und schnell. Hass. Ja, ja. Nur erlauben mir Ihro Gnaden vorher, Sie noch einmal zu warnen, diesen Ring ja nicht abzulegen, wenn Sie nicht mit ihm Ihre Geliebte und Ihren Reichtum auf immer verlieren wollen. Karl. Besorge es nicht, er macht mich klug. Doch, um die Maedchen fort, und komme nicht ohne sie zurueck, das rate ich dir. Hass. Ich bringe sie. Nun wartet, ihr verdammten Weiber! (Geht durch die Seitentuer ab.) Karl (allein). Nein, die Erscheinung hat mich nicht getaeuscht. Als ich verzweiflungsvoll den leeren Platz betrachtete, wo gestern Wurzels Haus noch stand, da fuellte sich die Luft mit Dampf, und aus einer Rauchwolke von echten Knaster trat, meinen Dienern unsichtbar, ein ungarischer Geist, der mir befahl, ich moechte schnell nach Hause reisen, wo mein Lottchen mich erwartet, um heute noch mein Weib zu werden, und er hat wahr gesprochen, ich habe sie erkannt, es ist mein Lottchen. (Lottchen, Zufriedenheit treten aus dem Alkoven.) Zufriedenheit. Ja, sie ist es. Karl. Lottchen! (Will ihr in die Arme stuerzen.) Lottchen. Karl! (Ebenso.) Zufriedenheit (tritt zwischen beide). Haltet! Karl. Was soll das? Zufriedenheit. Karl, aus meiner Hand nur kannst du dein Lottchen erhalten, der Bauer hat sie nur erzogen, ich bin die Bevollmaechtigte ihrer Mutter, doch wenn du deinem Reichtum nicht entsagst, wirst du sie nicht erhalten. Karl. Wie? Ich sollte wieder ein elender Fischer werden, da ich sie jetzt gluecklich machen kann? Zufriedenheit. Nie wird sie durch diesen Reichtum gluecklich werden, denn ein boeser Geist hat ihn gepraegt. Karl. Du luegst! Mit Gefahr meines Lebens hab ich ihn errungen. Du bist ein boeser Geist, der mir mein Glueck entreissen will! Fort! ich erkenne dich nicht. Lottchen. Karl, sie meint es gut-- Karl. Glaub es nicht, Sie hat dich nur betoert. Lottchen, wenn du mich liebst, so eilst du zur Vermaehlung. Alles ist bereit. Sieh mich zu deinen Fuessen, ich habe jahrelang um dich gelitten. Kannst du mich verlassen? Lottchen. Nein, nein, das kann ich nicht! Verzeih mir, teure Freundin, aber mein Karl ist mir das Teuerste auf dieser Welt, ich folge ihm. Zufriedenheit. Du gehst in dein Unglueck. Lottchen. Sei es auch, es geschieht fuer ihn. (Sie will auf Karl zu.) Zufriedenheit (die noch immer in der Mitte steht). Nun denn! Geister, sendet eure Macht. (Sie zerreisst die Perlenschnur. Unter einem Trommelwirbel kommt Bustorius aus der Versenkung.) Bustorius (mit einer Windbuechse). Sukkurs ist da! Da hab ich kleine Windbuechsen, sein zwoelf Geister drinnen, wie ich losschiess, fahrt einer nach dem andern heraus. Du Paidas, wirst parieren oder nicht? Was ist dir lieber, Geld oder Madel? Karl. Ich will beide. Bustorius. Ich glaub gern! So Narren gaebs mehr. Nichts da, kannst nur eins haben. Zufriedenheit (sanft). Karl, gib mir den Ring, den du am Finger traegst, und ich buerge dir fuer dein Glueck. Karl. Ha Betruegerin! Jetzt hast du dich entlarvt. Ich will den Ring und sie. Du faengst mich nicht. Bustorius. Das ist bockbeiniger Kerl! Karl. Lasst sie los, oder ich rufe meine Geister! Zufriedenheit. Du opferst ihr den Ring nicht? Karl. Nein! Zufriedenheit (fasst ploetzlich einen Gedanken, entreisst Bustorius seinen Zauberstab und beruehrt damit Lottchens Herz). So nimm sie hin! Karl. Komm, Lottchen! Lottchen (will freudig auf ihn zu, bleibt ploetzlich stehen und sieht ihn ernst an). Ich kann dir nicht folgen. Fort von mir, ich liebe dich nicht-- ich hasse dich! Karl. Wie, sprichst du irre? mich, deinen Karl! (Er schlaegt mit der rechten Hand, an welcher er den Ring hat, an die Brust. Lottchen erblickt den Ring, stosst einen Schrei aus und faellt in Ohnmacht. Die Zufriedenheit faengt sie auf.) Was ist das? Huelfe! Huelfe! Zauberei! (Bediente kommen.) Entreisst ihr das Maedchen und schuetzt mich vor der Macht dieser Zauberer! Bustorius. Wie einer kommt her, schiess ich ihm ein paar Geister vor den Schaedel. Karl. Lottchen, was ist dir geschehen? (Er naht sich ihr.) Lottchen. Fort! ich kann den Ring nicht sehen! (Sieht den Ring, schreit und sinkt in Ohnmacht.) Bustorius. Nutzt dir nichts, sie liegt schon wieder da. Karl. Weh mir! (Er will auf sie zu.) Sie ist bezaubert. Zufriedenheit. Ich habe sie bezaubert, ja! Solange sie lebt, wird sie keinen lieben, der auch nur einen Edelstein besitzt, und beim Anblick eines jeden Brillants wird sie ohnmaechtig zu Boden stuerzen. Wirf den Ring von dir, wenn du sie erhalten willst, oder ich entziehe sie auf immer deinen Augen! Siebenter Auftritt Der Hass. Vorige. Hass. Was geht hier vor? Zurueck von ihm, oder ich vernichte dich! Kennst du den Hass? (Schlaegt auf seine Brust.) Zufriedenheit (fest). Nein! denn ich bin die Zufriedenheit. Hass (erschrickt). Pardon, Mademoiselle! Je suis desarme. (Alle ihm Angehoerigen ziehen sich demuetig zurueck.) Zufriedenheit. Karl! du siehst unsere Macht, zum letztenmal ruf ich dir zu: Wirf den Ring von dir, oder du siehst sie nie wieder--du zauderst? Wohlan, lebe wohl! (Sie steht mit Lottchen auf der Seitenversenkung. Aus dieser erhebt sich eine schmale Wolke und geht mit ihnen ungefaehr vier Schuh hoch in die Hoehe, so dass Lottchen ohnmaechtig kniet und die Zufriedenheit sie in den Armen haelt. Wenn die Wolke zwei Schuh hoch aus der Versenkung sich erhoben bat, springen zwei Nebenwolken oder Nebenteile hervor, so dass die Wolke eine breitere Form erhaelt und das Ganze ein Tableau bildet.) Karl (heftig). Halt ein--Und wenn die Welt am Finger glaenzte, ohne sie gilt mir nichts! Fort mit ihm! (Er wirft den Ring weg. Blitzstrahl. Die Furien entfliehn.) Hass. Verwuenschtes Weibervolk! (Versinkt.) (Verwandlung in die Gegend der Fischerhuette. Karls Kleid faellt ab, er steht als Fischer da. Wurzel sitzt auf dem Dach der Fischerhuette, in welche sich der Rosenhuegel verwandelt. Wenn Lottchen und die Zufriedenheit herab sind, verschwindet die Wolke.) Lottchen (erwacht). Karl, ich danke dir! Karl. Lottchen, du bist mein! Wurzel (der eingeschlafen war und durch den Donner erwachte) Ein Aschen! Karl und Lottchen (sehen sich um). Wer ist das? Zufriedenheit. Der bestrafte Fortunatus. Wurzel. Ich segne euch! Zufriedenheit. Und Hymen soll euch verbinden. (Winkt.) Hymen (kommt aus der Versenkung mit einem kleinen Opferaltar, tritt in ihre Mitte und spricht). Auf ewig! Wurzel. Ein Aschen! Bustorius. Feuer! (Er schiesst los. Donnerschlag. Alle Geister der Introduktion kommen auf Seitenwolken und Versenkungen schnell herbei. Lakrimosa sinkt in einem Wolkenwagen nieder, ueber dem ein Genius schwebt mit der Schrift: Erloesung!) Lakrimosa. Dank euch, meine Lieben, ich bin gluecklich! Bustorius. Ist gern geschehen! Schaffen Sie ein anders Mal wieder. Zufriedenheit. Dies ist deine Mutter. (Lottchen sinkt zu ihren Fuessen.) Lakrimosa (hebt sie auf). An mein Herz! Wurzel. Ein Aschen! Lakrimosa (Sieht ihn). Du hast gebuesst. Sei, was du stets haettest bleiben sollen. (Winkt.) Wurzel (verwandelt sich auf dem Dach in einen Bauer, springt herab). Alloh! jetzt bin ich wieder in mein Element! Mein Schoenheit war im Versatzamt, jetzt haben s' mir s' ausgloest. (Ajaxerle, mit ihm der kleine Satyr mit der schwarzen Tafel, worauf Wurzels Schwur steht. Ajaxerle nimmt ihm dieselbe aus der Hand und haelt sie Wurzel vor.) Ajaxerle. Der Schneckenhaendler ist da, was du geschworen hast, ist geschehen. Jetzt sind wir wieder gute Freund. Punktum! (Loescht den Schwur von der Tafel.) Lakrimosa. Brillanten darf ich dir nicht zum Brautschatz geben. Aber das schoenste Fischergut mit ewig reichem Fang sei dein. (Winkt.) (Verwandlung in eine romantische Fischergegend an einem reizenden See. In der Ferne blaues Gebirge. Genien, als Fischer gekleidet, schiffen auf einem Kahn, werfen Netze aus und formieren ein Tableau.) Lakrimosa. Stets bleibt euch die Liebe eurer Mutter. Zufriedenheit. Und die Freundschaft der Zufriedenheit. Wurzel. Sein Sie die Zufriedenheit? Da lassen wir Ihnen heut nicht mehr aus. Zufriedenheit. Dies sei mein Brautgeschenk. (Sie winkt, ein kleiner Wasserfall entsteht, worueber sich die Worte befinden: Quelle der Vergessenheit des Ueblen. Ein Genius sitzt an der Quelle und reicht allen Becher.) Wurzel. Da trinken wir gleich jetzt auf Ihre Gesundheit den zufriedensten Rausch. Schlussgesang Vergessen ist schoen, und es ist gar nicht schwer, Denn was man vergisst, von dem weiss man nichts mehr. Und wer uns ein Geld leiht, den fuehrt man schoen an, Man lasst ihn nur trinken, er weiss nichts davon. Chor. Und wer uns ein Geld leiht, den fuehrt man schoen an, Man lasst ihn nur trinken, er weiss nichts davon. Wurzel. Vergessenheit trinket dem Hass und dem Neid, Damit uns das Leben bloss liebend erfreut. Doch bringt man den Goennern der Dankbarkeit Zoll, Da senkt man den Becher, das Herz ist nur voll. Chor. Doch bringt man den Goennern der Dankbarkeit Zoll, Da senkt man die Becher, das Herz ist nur voll. (Alle senken ihre Becher.) Wurzel. Hier ist der Zufriedenheit herrlichste Perl, Ich hab s' bei der Falten, ich gluecklicher Kerl. Doch kommts mir allein nicht zu, gluecklich zu sein, Wir nehmen s' in d' Mitten und schliessen sie ein. (Er stellt die Zufriedenheit in die Mitte. Auf beiden Seiten schliesst sich alles an sie an, umschlingt sich und bildet einen Halbzirkel.) Chor. Doch koemmts ihm allein nicht zu, gluecklich zu sein, Wir nehmen s' in d' Mitten und schliessen sie ein. Wurzel. Sie duerfen auf keinen Fall mehr von dem Ort, Man laesst die Zufriedenheit nicht so leicht fort! Und eine Gnad bitt ich mir heute noch aus: Begleiten S' voll Achtung das Publikum z' Haus! Chor. Und eine Gnad bitt er sich heute noch aus: Begleiten S' voll Achtung das Publikum z' Haus! Repetition Wurzel. Wir lebn doch wahrhaftig in herrlichen Zeiten, Jetzt kommt die Zufriedenheit von allen Seiten. Hier steht noch die unsre, sie ist uns noch treu, (an das Publikum) Und Sie schenkn uns Ihre, jetzt habn wir gar zwei. Chor. Hier steht noch die unsre, sie ist uns noch treu, Und Sie schenkn uns Ihre, jetzt habn wir gar zwei. Wurzel. Erlaubn S' nur, dass beide jetzt Hand in Hand gehn, Denn unsre kann ja nur durch Ihre bestehn. Und dies Kapital ist ein ewiger Kauf, Denn Sie sind zu guetig, Sie kuendens nie auf. Chor. Und dies Kapital ist ein ewiger Kauf, Denn Sie sind zu guetig, Sie kuendens nie auf. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Das Maedchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionaer, von Ferdinand Raimund. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DAS MAEDCHEN AUS DER FEENWELT *** This file should be named 7mfee10.txt or 7mfee10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7mfee11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7mfee10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*